Bin gerade dabei, alte Archive durchzuforsten und auch teilweise auszumisten. Habe dabei auch eine alte Rezi dieser Pineapple Thief-Scheibe gefunden vom Anfang Juni 2003. Da ich das Teil immer noch für sehr stark halte und es inzwischen wie oben gepostet ein Re-Issue mit der damaligen Bonus-CD gibt, setze ich die Original-Rezi (habe ich damals fürs Eclipsed geschrieben) mal hier rein:
Pineapple Thief: "Variations On A Dream" (Cyclops)
Magie kommt - manchmal - auf leisen Sohlen. Wie die der melancholischen Traumweber Pineapple Thief. Bruce Soord, der Macher hinter den Kulissen, will es wirklich wissen! Schon ein Jahr nach dem Erscheinen der bei Kritikern und der langsam, aber stetig wachsenden Fangemeinde bemerkenswert gut aufgenommenen Scheibe "137" liegt jetzt das Nachfolgewerk vor. Die Veröffentlichung von "Variations On A Dream", dem inzwischen dritten Studioalbum, war sogar schon zu einem früheren Zeitpunkt vorgesehen, hat sich aber letzten Endes etwas hinausgezögert.
Nachdem ich bereits im Spätsommer des vergangenen Jahres die Gelegenheit hatte, erste Demos für "Variations..." zu hören, war ich mir sicher, dass da etwas Gutes im Entstehen begriffen ist. Aber die Klasse der endgültigen Fassung überrascht mich dann doch.
Es ist keinesfalls so, dass ich es der Formation - äh, reden wir mal von Formation, obwohl wir es hier mit dem Baby des Gitarristen und Sängers Bruce Soord und eben assoziierten Mitgliedern zu tun haben - nicht zugetraut hätte. Nein, schließlich haben sie mehrfach angedeutet, welches kreative Potential in ihnen steckt. Aber ein Album, welches man von Anfang bis zum Ende durchhören kann - ohne qualitative Durchhänger wohlgemerkt - zu erleben, ist eben nicht selbstverständlich.
Im Grunde genommen ist Soord seinem sanften, aber nie harmlosen Stil, den man ohne große Magenschmerzen dem sogenannten New Artrock zuordnen kann, treu geblieben. Die prägnanten, warmen Kompositionen und die transparente, aber wuchtige Produktion sind absolut zeitgemäß. Nie klangen sie besser! Allerdings ist bei Pineapple Thief der Brückenschlag hin zu den Elementen des klassischen Progressive Rock einen Tick stärker ausgeprägt als bei vielen anderen Vertretern dieser Ecke. Das belegen allein schon der effektive Einsatz des Mellotrons und das Gitarrenspiel, das auch mal den einen oder anderen Namen aus der seligen Ära im Hinterkopf aufblitzen lässt.
Nun, von einem Konzeptalbum im herkömmlichen Sinne kann natürlich nicht die Rede sein, trotzdem steckt eine Art von Konzept dahinter. Das Thema Trauer über den Tod geliebter Menschen und den damit verbundenen Verlustängsten und die unausweichliche Frage nach dem Lebenssinn durchziehen wie ein roter Faden alle Stücke. Soord, vom Tode eines nahen Freundes sehr bewegt, erzählt also wie immer keine fiktiven Geschichten. Aber Erlebtes und Gefühltes werden natürlich verklausuliert und abstrahiert, mit einem aufdringlichen Seelenstrip konfrontiert er uns daher nicht.
Die Atmosphäre des Albums ist von einer unglaublichen Dichte, textlich wie musikalisch ist die Stimmung nachdenklich, manchmal traurig, aber nie hoffnungslos. Das Aufsetzen einer Leichenbittermiene beim Hören ist also nicht angesagt. Das ernste Sujet drückt sich nicht in bleierner Schwere aus, die spannungsreichen Stücke mit den unwiderstehlichen Melodien scheinen im Gegenteil eher zu schweben.
Als Anspieltipps will ich mal "We Subside", "Vapour Trails" und "Part Zero" nennen.
Touché Mr. Soord!
PS: Der ersten limitierten Auflage liegt die Bonus-CD "8 Days" bei. Infos dazu gibt es unter
www.pineapplethief.com.