Mein "Wiederentdeckt" eines anderen Albums war schon fast in trockenen Tüchern, bis im Radio ein alter Gassenhauer lief, der mich an meine erste Konzertbegegnung mit der hier vorgestellten Band erinnerte. Im März 1978 war es, als ich die Band erstmals live in der damals noch existierenden Kölner Sportarena erlebte. Eine tolle Location, in der immer eine Riesenstimmung herrschte und die auch für viele andere Konzerte aufgesucht wurde. Kurzerhand wurde die fast fertiggestellte Wiederentdeckung auf Eis gelegt und machte Platz für die Scheibe, die unmittelbar mit dem Konzert und einigen Erinnerungen daran verbunden ist:
MANFRED MANN'S EARTH BAND - Watch | GB 1978 | Rock, ProgRock
Zu den Earth Band-Fans konnte ich mich 1978 beileibe noch nicht zählen. Ein Freund "schleppte" mich mit in das Konzert, so machten wir uns also auf den Weg nach Köln. Wenn ich mich recht erinnere, kam keine Vorfreude auf - mit der Band hatte ich bis dato nicht viel zu tun, außer dass der ein oder andere Radiosong bekannt war. Freude, nein - eine Riesenfreude entstand erst während des Konzertes. Das Publikum war "aus dem Häuschen", schien jeden Song zu kennen und die "Hits" wurden meist lautstark mitgesungen. Es dürfte nicht lange gedauert haben, bis ich infiziert war. Ebenso schnell wurde in der darauffolgenden Woche das entsprechende Album gekauft.
Ehrlich gesagt, es dauerte noch ein Weilchen, bis ich mich mit den Songs - losgelöst vom Konzert - anfreunden konnte. Vor allem diese teils hochtönigen Keyboardklänge waren anfangs sehr gewöhnungsbedürftig für meine damaligen Hörgewohnheiten. Aber - je häufiger das Album auf dem Plattenteller lag, um so eingängiger wurde es für mich. Nach und nach kämpfte ich mich in der Mann-Historie rückwärts vor bis zum Album "Glorified Magnified".
Nun aber endlich zum Album "Watch"
"Watch" startet mit dem wundervollen Song Circles. Nach den ersten Mann-typischen Keyboardklängen legt gleich Chris Thompson mit seiner unverwechselbar hohen Stimme los. Sein Gesang schafft eine fast mystische Atmosphäre und dominiert neben Mann's Synthie das Stück.
Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=2oDDYBBliOo
Mit dem coolen, zweigeteilten Drowning On Dry Land/Fish Soup geht es weiter. Eröffnet wird der Song mit Akustikgitarre. Pat King, hier erstmals bei der Earth Band vertreten, zeigt am Bass seine Klasse und fügt sich hervorragend in den Sound der Band ein. Über allem schwebt wieder die unverkennbare Stimme von Chris Thompson und das Keyboardspiel von Manfred Mann. Nach dem ersten Teil Drowning On Dry Land folgt das (fast) instrumentale Fish Soup. Hervorragend, wie harmonisch die Earth Band zusammenspielt und eine Einheit bildet - phantastische Gitarrenläufe und ein himmlisches Mellotron (ich liebe es), unterstützt vom klasse Bassspiel sowie einer soliden Schlagzeugarbeit (dies war übrigens das letzte Album mit Chris Slade an den Drums). Der instrumentale Teil blendet langsam aus und kehrt zurück zum Gesangspart Drowning On Dry Land, jedoch ohne Leadgesang, aber mit wunderbarem Chor im Hintergrund.
Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=7RZykQvdBKs
Beim darauf folgenden dritten Track Chicago Institute hatte ich zunächst die Befürchtung, mein Kopfhörer sei defekt - der Sound startet lediglich auf dem rechten Kanal. OK, hier wird ein wenig mit rechts-links-Stereoeffekten gespielt, jedoch ist auch Chicago Institute ein typischer Earth Band-Song. Im Gegensatz zu den beiden ersten Stücken geht es hier ein wenig flockiger zur Sache.
California - das war der Song, der mir beim Ersthören des Albums am besten gefiel. Auch heute noch trifft er mit seiner gewissen Melancholie meinen Nerv. Eine wunderschöne Ballade. Mann's Keyboardspiel ist wieder unverkennbar, allerdings haut er hier etwas dezenter in die Tasten. Das "Gequietsche", wie mein Freund es nennt, ist nicht ganz so dominant wie von Mann oft gewohnt. Nun denn - als ich anfangs diesen Song mit seiner getragenen Melancholie hörte, kam - obwohl ich nie in den USA gewesen war, eine gewisse Sehnsucht auf, diesen Staat einmal zu besuchen. Heute bin ich weit davon entfernt, allein mit dem Finger auf der Landkarte auf die USA zu zeigen.
Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=-BBqtB9wM7A
Seite A ist abgearbeitet, die Scheibe wird umgedreht und los geht es mit dem Song, den ich kürzlich im Radio hörte und der zur Wiederentdeckung führte. Davy’s On The Road Again, eine sichere Bank auf jedem Konzert, prescht kräftig nach vorne und zwingt jeden Zuhörer - zumindest jeden Konzertbesucher - zu lautem Mitsingen. Manfred Mann stellt hier, wie so oft, wieder einmal unter Beweis, wie hervorragend ein Musikstück von ihm umarrangiert werden kann. Das Original von John Simon / Robbie Robertson klingt so: Original "Davy's On The Road Again", und Mann hat das daraus gemacht:
Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=QGB4l87-024
Ein Song, der damals wie heute aus meiner Sicht auf keinem Livegig fehlen darf ist "Martha's Madman. Kommt schon auf der ---> LP-Version Freude ob des Schlagzeugspiels, der Keyboardläufe oder des Gesanges auf, zeigt die Earth Band erst live, was aus diesem Song herauszuholen ist. Hier wird improvisiert, dass sich die Balken biegen. Ein dermaßen großer Ideenreichtum bezüglich der Umsetzung einer Studio- in eine Liveversion ist nicht bei vielen Bands zu beobachten. So war der Madman nicht nur damals live ein Volltreffer, sondern gehört auch heute noch - egal in welcher Besetzung die Earth Band gerade spielt - zu einem absolut sicheren Konzertgiganten. Hier eine Version aus der 1983er Version in Budapest:
Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=Q1bUEszBG6Q
Die Nadel knistert sich langsam dem Ende entgegen, wieder wird ein Song von Dylan, den Mann wohl gerne covert, filetiert. Mighty Quinn, ein Stadion Mitsing- und Mitklatschsong, ist auf dem Album zwar live zu hören, aber erst "tatsächlich live" kommt dieses Feeling auf. Wieder wird "echt live" so improvisiert, dass das Stück zunächst nicht erkennbar ist. Langsam erst schält sich die Melodie heraus, und jedem Konzertbesucher wird klar - jetzt geht die Post ab.
Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=JP9eN03PiXU
Mit "Watch", dem achten Studioalbum der Band, ging für manchen Fan die große Earth Band Ära vorüber. Für die wahren Hardcorfans endete die Ära sogar mit dem letzten Song der Seite A - die Stücke auf Seite B seien zu mainstreamig. So hatte ich wohl Glück, noch rechtzeitig in die "wahre" Progphase der Band eingestiegen zu sein. Allerdings halte ich auch die Nachfolger "Angel Station" und "Chance" für weitere Perlen der Earth Band Phase.
"Watch" ist ein sehr vielseitiges Album aus der großen Zeit der Earth Band. Auch wenn manchem Fan einiges dieses Longplayers zu mainstreamig sein mag, ist es für mich durchgehend stark und gehört mit zu den besten Veröffentlichungen der Band. Das Personalkarussell drehte und drehte sich, eine echte Stammbesetzung gab es nicht mehr, aber live - ist die Band noch heute eine Bank. Auf jedem Konzert spielt sie hervorragend zusammen, ihr Ideenreichtum scheint nicht zu versiegen und die wenigen Fans, die sich noch heute auf den Weg machen, die Band zu sehen, scheinen nach einem Konzert immer wieder glücklich und begeistert.
Eine "aktuelle" Version von Mad Man - am Mikrofon steht Noel McGalla, und die Saiten zupft niemand geringerer als Mick Rogers.
Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=_U-dk7KY1Rg
[Die Band]
* Chris Hamlet Thompson – Guitar, Vocals
* Manfred Mann – Keyboards, Backing Vocals
* Dave Flett – Lead Guitar, Acoustic Guitar, Backing Vocals
* Pat King – Bass, Backing Vocals
* Chris Slade – Drums, Percussion
[Die Songs (...auf LP)]
A-Seite:
* Circles" (Alan Mark) – 4:50
* Drowning on Dry Land/Fish Soup" (Chris Slade, Dave Flett, Manfred Mann) – 6:01
* Chicago Institute" (Peter Thomas, Mann, Flett) – 5:47
* California" (Sue Vickers) – 5:32
B-Seite:
* Davy's on the Road Again" (Live) (John Simon, Robbie Robertson) – 5:55
* Martha's Madman" (Lane Tietgen) – 4:52
* Mighty Quinn" (Live) (Bob Dylan) – 6:29
MANFRED MANN'S EARTH BAND - Watch | GB 1978 | Rock, ProgRock

Ehrlich gesagt, es dauerte noch ein Weilchen, bis ich mich mit den Songs - losgelöst vom Konzert - anfreunden konnte. Vor allem diese teils hochtönigen Keyboardklänge waren anfangs sehr gewöhnungsbedürftig für meine damaligen Hörgewohnheiten. Aber - je häufiger das Album auf dem Plattenteller lag, um so eingängiger wurde es für mich. Nach und nach kämpfte ich mich in der Mann-Historie rückwärts vor bis zum Album "Glorified Magnified".
Nun aber endlich zum Album "Watch"
"Watch" startet mit dem wundervollen Song Circles. Nach den ersten Mann-typischen Keyboardklängen legt gleich Chris Thompson mit seiner unverwechselbar hohen Stimme los. Sein Gesang schafft eine fast mystische Atmosphäre und dominiert neben Mann's Synthie das Stück.
Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=2oDDYBBliOo
Mit dem coolen, zweigeteilten Drowning On Dry Land/Fish Soup geht es weiter. Eröffnet wird der Song mit Akustikgitarre. Pat King, hier erstmals bei der Earth Band vertreten, zeigt am Bass seine Klasse und fügt sich hervorragend in den Sound der Band ein. Über allem schwebt wieder die unverkennbare Stimme von Chris Thompson und das Keyboardspiel von Manfred Mann. Nach dem ersten Teil Drowning On Dry Land folgt das (fast) instrumentale Fish Soup. Hervorragend, wie harmonisch die Earth Band zusammenspielt und eine Einheit bildet - phantastische Gitarrenläufe und ein himmlisches Mellotron (ich liebe es), unterstützt vom klasse Bassspiel sowie einer soliden Schlagzeugarbeit (dies war übrigens das letzte Album mit Chris Slade an den Drums). Der instrumentale Teil blendet langsam aus und kehrt zurück zum Gesangspart Drowning On Dry Land, jedoch ohne Leadgesang, aber mit wunderbarem Chor im Hintergrund.
Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=7RZykQvdBKs
Beim darauf folgenden dritten Track Chicago Institute hatte ich zunächst die Befürchtung, mein Kopfhörer sei defekt - der Sound startet lediglich auf dem rechten Kanal. OK, hier wird ein wenig mit rechts-links-Stereoeffekten gespielt, jedoch ist auch Chicago Institute ein typischer Earth Band-Song. Im Gegensatz zu den beiden ersten Stücken geht es hier ein wenig flockiger zur Sache.
California - das war der Song, der mir beim Ersthören des Albums am besten gefiel. Auch heute noch trifft er mit seiner gewissen Melancholie meinen Nerv. Eine wunderschöne Ballade. Mann's Keyboardspiel ist wieder unverkennbar, allerdings haut er hier etwas dezenter in die Tasten. Das "Gequietsche", wie mein Freund es nennt, ist nicht ganz so dominant wie von Mann oft gewohnt. Nun denn - als ich anfangs diesen Song mit seiner getragenen Melancholie hörte, kam - obwohl ich nie in den USA gewesen war, eine gewisse Sehnsucht auf, diesen Staat einmal zu besuchen. Heute bin ich weit davon entfernt, allein mit dem Finger auf der Landkarte auf die USA zu zeigen.
Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=-BBqtB9wM7A
Seite A ist abgearbeitet, die Scheibe wird umgedreht und los geht es mit dem Song, den ich kürzlich im Radio hörte und der zur Wiederentdeckung führte. Davy’s On The Road Again, eine sichere Bank auf jedem Konzert, prescht kräftig nach vorne und zwingt jeden Zuhörer - zumindest jeden Konzertbesucher - zu lautem Mitsingen. Manfred Mann stellt hier, wie so oft, wieder einmal unter Beweis, wie hervorragend ein Musikstück von ihm umarrangiert werden kann. Das Original von John Simon / Robbie Robertson klingt so: Original "Davy's On The Road Again", und Mann hat das daraus gemacht:
Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=QGB4l87-024
Ein Song, der damals wie heute aus meiner Sicht auf keinem Livegig fehlen darf ist "Martha's Madman. Kommt schon auf der ---> LP-Version Freude ob des Schlagzeugspiels, der Keyboardläufe oder des Gesanges auf, zeigt die Earth Band erst live, was aus diesem Song herauszuholen ist. Hier wird improvisiert, dass sich die Balken biegen. Ein dermaßen großer Ideenreichtum bezüglich der Umsetzung einer Studio- in eine Liveversion ist nicht bei vielen Bands zu beobachten. So war der Madman nicht nur damals live ein Volltreffer, sondern gehört auch heute noch - egal in welcher Besetzung die Earth Band gerade spielt - zu einem absolut sicheren Konzertgiganten. Hier eine Version aus der 1983er Version in Budapest:
Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=Q1bUEszBG6Q
Die Nadel knistert sich langsam dem Ende entgegen, wieder wird ein Song von Dylan, den Mann wohl gerne covert, filetiert. Mighty Quinn, ein Stadion Mitsing- und Mitklatschsong, ist auf dem Album zwar live zu hören, aber erst "tatsächlich live" kommt dieses Feeling auf. Wieder wird "echt live" so improvisiert, dass das Stück zunächst nicht erkennbar ist. Langsam erst schält sich die Melodie heraus, und jedem Konzertbesucher wird klar - jetzt geht die Post ab.
Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=JP9eN03PiXU
Mit "Watch", dem achten Studioalbum der Band, ging für manchen Fan die große Earth Band Ära vorüber. Für die wahren Hardcorfans endete die Ära sogar mit dem letzten Song der Seite A - die Stücke auf Seite B seien zu mainstreamig. So hatte ich wohl Glück, noch rechtzeitig in die "wahre" Progphase der Band eingestiegen zu sein. Allerdings halte ich auch die Nachfolger "Angel Station" und "Chance" für weitere Perlen der Earth Band Phase.
"Watch" ist ein sehr vielseitiges Album aus der großen Zeit der Earth Band. Auch wenn manchem Fan einiges dieses Longplayers zu mainstreamig sein mag, ist es für mich durchgehend stark und gehört mit zu den besten Veröffentlichungen der Band. Das Personalkarussell drehte und drehte sich, eine echte Stammbesetzung gab es nicht mehr, aber live - ist die Band noch heute eine Bank. Auf jedem Konzert spielt sie hervorragend zusammen, ihr Ideenreichtum scheint nicht zu versiegen und die wenigen Fans, die sich noch heute auf den Weg machen, die Band zu sehen, scheinen nach einem Konzert immer wieder glücklich und begeistert.
Eine "aktuelle" Version von Mad Man - am Mikrofon steht Noel McGalla, und die Saiten zupft niemand geringerer als Mick Rogers.
Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=_U-dk7KY1Rg
[Die Band]
* Chris Hamlet Thompson – Guitar, Vocals
* Manfred Mann – Keyboards, Backing Vocals
* Dave Flett – Lead Guitar, Acoustic Guitar, Backing Vocals
* Pat King – Bass, Backing Vocals
* Chris Slade – Drums, Percussion
[Die Songs (...auf LP)]
A-Seite:
* Circles" (Alan Mark) – 4:50
* Drowning on Dry Land/Fish Soup" (Chris Slade, Dave Flett, Manfred Mann) – 6:01
* Chicago Institute" (Peter Thomas, Mann, Flett) – 5:47
* California" (Sue Vickers) – 5:32
B-Seite:
* Davy's on the Road Again" (Live) (John Simon, Robbie Robertson) – 5:55
* Martha's Madman" (Lane Tietgen) – 4:52
* Mighty Quinn" (Live) (Bob Dylan) – 6:29