
Endlich neue Töne der Jazz-Metal-Extremisten aus München: „Übercode Œuvre“ ist das zehnte Album der Formation um Gitarrist und Komponist Jan Zehrfeld und hat natürlich auch wieder einige Überraschungen mit im Gepäck. Wobei der erste Track alles andere als eine Überraschung ist – stammt Bleed doch im Original von MESHUGGAH. Und Herr Zehrfeld ist nicht nur ein großer Fan der schwedischen Metaller, sondern hat auch eine Dissertation über die Band aus Umea verfasst. Seven Steps To Hell ist eine Komposition der spanischen, in München geborenen Komponistin Nelida Bejar, was mal wieder beweist, dass es für PANZERBALLETT quasi keine musikalischen Grenzen gibt: Neben Metal, Prog, Jazz, Rock und Pop finden sich auch zeitgenössische Werke der sogenannten E-Musik (die Deutschen lieben ja ihre Schubladen auf der Playlist.
Genauso wie zeitlose Klassiker, nämlich The Four Seasons: Summer. Das ursprüngliche Violinkonzert von Antonio Vivaldi wird angemessen geshreddert und mit zahlreichen Polymetren aufgehübscht. Die zweite Auskopplung des Albums ist Alien Hip Hop , eine Fusion-Nummer des australischen Schlagzeugers Virgil Donati (bekannt u.a. auch durch die Band PLANET X), der es sich nicht hat nehmen lassen, hier auch mitzuwirken. Ein geradezu halsbrecherisches Stückchen Progressive Metal.
Die Zehrfeld-Eigenkomposition Andromeda wirkt im Kontext geradezu schmeichlerisch balladesk, während die Neubearbeitung von Ode To Joy aus Beethovens 9. Sinfonie mal wieder ordentlich auf die Wurst haut. Schön verkrasst das Ganze, wie es die Band selbst ausdrücken würde.
Danach eine ziemlich geniale Version des Funk-Klassikers Pick Up The Pieces, im Original von der AVERAGE WHITE BAND, die als erste Single des Albums schon die Neugier und Vorfreude auf die gesamt Scheibe schürte. Die Mischung aus vertrackten Grooves und schweren Gitarren zündet jedenfalls richtig gut. Danach gibt es noch einmal einen Ausflug in die klassische Moderne: The Devil’s Staircase ist die Etüde Nr. 13 von György Ligeti, deren Titel sich auf eine mathematische Funktion bezieht. Und entsprechend ist dies eine atemlose Kombination aus Math Rock und Avantgarde.
Als Bonustracks gibt es zum Abschluss dann noch eine Instrumentalversion von Ode To Joy als gediegene Fusion und eine Andromedaron betitelte Variante des Titels Andromeda, die rhythmisch durch Schlagzeuger Aaron Thier ein ordentliches Upgrade erfahren hat.
Man hört schon: jede Menge Stoff für hartgesottene Crossover-Spezialisten, die vor Kreuzungen zwischen Jazz, Metal, Prog und klassischer Moderne nicht zurückschrecken, aber das erwartet man ja von PANZERBALLETT auch geradezu: die etwas andere Sicht auf die musikalischen Dinge, abseits des Mainstream und immer eine Spur, härter, verwegener und unorthodoxer. Einfach so, wie es Jan Zehrfeld schon zu Beginn des Projekts PANZERBALLETT in Worte gefasst hat: „Ich bin ständig wütend auf etwas. 2004 gründete ich deswegen "Panzerballett". In dieser Band komponiere ich Stücke nach dem Motto "Warum einfach, wenn es schwer geht?". Gleichzeitig kann ich Aggressionen kanalisieren.“
Bleibt zu wünschen, dass Herrn Zehrfeld die Wut nicht verraucht, die heutigen mehr als merkwürdigen Zeiten, an der man an jeder Ecke des Globus nur noch Aggressionen bekommen kann, werden schon dafür sorgen.
Video “Bleed” : Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=DwpM4dMyaJk
Video “Ode To Joy (Vocal)”:Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=3w35otCkf3w
Video “Alien Hip Hop” : Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=nCpIW8o1o9Y
Video: “Pick Up The Pieces”: Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=RDybzn6MXik
Audio Video “The Devil’s Staircase”: Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=b70lWMWyV4Y
Audio Video “Andromeda”: Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=XGueRu5JImg
Audio Video: “The Four Seasons: Summer” Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=duhnDCAnC8A
Audio Video “Andromedaron”: Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=GgfYdeH110E
Panzerballettt
Übercode Œuvre , Hostile City Distribution, 2025
Jan Zehrfeld Guitar & Vocals
Virgil Donati Drums & Synthesizer Programming
Marco Minnemann Drums
Morgan Ȧgren Drums
Aaron Thier Drums (Track 10)
Sebastian Lanser Drums
Annika Nilles Drums
Chris Clark Keyboards
Florian Fennes Saxophone
Anton Davidyants Bass
Jen Majura Guitar
Joe Doblhofer Guitar
Rafael Trujillo Guitar
Andromeda Anarchia Vocals
Conny Kreitmeier Vocals
Spieldauer:56:11 Minuten
01.Bleed
02. Seven Steps To Hell
03. The Four Seasons: Summer
04. Alien Hip Hop
05. Andromeda
06. Ode To Joy (Vocal)
07. Pick Up The Pieces
08. The Devil’s Staircase
09. Ode To Joy (Instrumental)
10. Andromedaron