Blue Öyster Cult – Secret Treaties (CBS 1974)
Der Melody Maker hatte die ersten beiden LPs von BOC vorgestellt, aber die tatsächliche Musik war
noch weitgehend an den potentiellen Hörern vorbei gegangen.
So war es die schon die 3. LP, mit der BOC plötzlich in europäischen Plattenläden auftauchten.
Aber was sah man da? Eine Me262 auf dem Cover. Also zweifellos eine Nazi-Band, die eine
Ideologie abfeierte, mit der man nie wieder etwas zu tun haben wollte.
Und natürlich, die Songtitel waren schon der beste Beweis:
Karriere Des Bösen; Untermensch; Dominanz Und Unterwerfung; Me262; Feige Schwachköpfe...
Vielleicht würde man noch irgendwo im Text die Holocaust-Leugnung finden.
Also; egal wie gut die Mucke sein mochte: Zum Teufel mit BOC!
Aber gemach, gemach: Bloom und Roeser... mindestens zwei jüdische Namen in der Besetzung.
Produziert und teils auch getextet von Krugman und Pearlman... zwei weiteren Juden, von denen
Pearlman dem MM-Leser schon als Rockjournalist umtriebiger Svengali bekannt war.
Aha! Da versuchte also wieder einmal ein Manager, ein Image für eine Band zu schaffen, um sie
interessant zu machen: finstere Gestalten, denen düstere, ja vielleicht sogar bösartige Gedanken im Kopf
herum spuken und die unheilvollen Geschäften nachgehen. Die Me262 auf dem LP-Cover zeigte kein
Hakenkreuz, sondern das griechische Symbol für CHAOS.
Und überhaupt: Secret Treaties... ja welche geheimen Verträge, vermutlich unheilvoll für uns alle,
waren denn da vereinbart worden?
Oh wie gerne sind die kleinen Schulmädels erschauert, und wie zustimmend hoben die bösen
Biker ihre Daumen... Was gibt es schöneres, als manipuliert zu werden.
Aber sehen wir einmal von Sandy Pearlman's dunklen und teils sehr kryptischen Texten ab, von denen
einige keinen wirklichen Sinn machen (sollten), dann war das, was aus den Rillen erklang, nicht wirklich
böse oder unheilvoll. Guter kräftiger Rock mit viel Melodie war das, mit bis zu drei (Lead-)gitarren und
einem kräftig vorantreibendem Rhythmus. Gelegentliche Keyboard-Tupfer waren dabei ganz gut zu
verkraften, weil sie den ohnehin schon vollen Klang noch runder machten.
Vorgetragen von einem Quintett, dem man ansah, daß sie viel lieber Gute Laune verbreiten wollten,
als ihnen aufoktroierte Chaos-Bösewichte darzustellen. Und selbst auf der Bühne... sie wollten einfach
eine runde Show abliefern und das gar noch lächelnd tun...
Schon Career Of Evil baut keineswegs eine dräuende Bedrohlichkeit auf, sondern ist einfach nur ein
absolut runder Rocksong: Intro, Melodieaufbau, Gitarrensoli und fertig. Tanzbar! Bleibt auf ewig im Kopf.
https://www.youtube.com/watch?v=fqjBFc39xl4
So gehts durchgehend weiter: Subhuman ist ein wenig verhaltener und (musikalisch) nachdenklicher,
aber nach dem 3., 4. Hören merkt man, daß es der stimmigste Anlauf zu den beiden nachfolgenden
Krachern ist:
Dominance And Submission und Me262. Es braust und tobt uns um die Ohren, die Melodien
gehen direkt ins Blut und die Gitarren nehmen immer wieder neue Anläufe.
Ok, die 'Dominance...' besteht wohl daraus, das 'Sie' oben sitzt und bei Me262 hören wir das Marschieren
(vermeintlicher) Nazistiefel und ein paar Luftschutzsirenen...
https://www.youtube.com/watch?v=6xpnyoAOTCo
https://www.youtube.com/watch?v=YrGfBnPRZCQ
Auch auf Seite 2 gelingt es Sandy nicht wirklich, uns mit seinen Texten bange zu machen. Wieder drängt
sich das Adjektiv 'rund' auf;
es rocken ab: die Feigen Schwachköpfen (Cagey Cretins) und der Harvester Of Eyes;
mit Flaming Telepaths wirds noch einmal etwas verhaltener (Zeit für ein weiteres Donald Roeser-Solo, aber
leider auch für ein paar Spritzer fiependes Synthiegematsche... die für mich einzige und zum Glück kurze
Schwachstelle des Albums).
Mit dem längsten Stück 'Astronomy' (6:30) endet es noch verhaltener, aber quasi schon episch. Man setzt
sich einfach hin und HÖRT ZU, wie da alle Instrumente aufs Beste zusammenfinden. Zum Melodiebogen
kann man auch hier wieder versichern: der bleibt im Kopf!
Also wäre dieses Werk auch ohne Pearlman's Svengali-Künste ein voller Erfolg geworden. Aber dennoch
und trotz seiner Versuche zur Imageschaffung..., er hat eine Band, die erst Soft White Underbelly (1 LP),
dann Stalk Forest Group (1 LP) hieß in die erste Liga gehievt. Mit 5 rundherum gelungenen Alben.
Immerhin!
Als das geschafft war, trennten sich die Wege.
BOC wurden später reich mit Werken, die ich nicht im Haus dulden würde, so voller Synthies sind sie.
Aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte.
1 Career Of Evil
2 Subhuman
3 Dominance And Submission
4 ME 262
5 Cagey Cretins
6 Harvester Of Eyes
7 Flaming Telepaths
8 Astronomy
Bass, Vocals – Joe Bouchard
Drums, Vocals – Albert Bouchard
Keyboards, Rhythm Guitar, Synthesizer – Allen Lanier
Lead Guitar, Vocals – Donald (Buck Dharma) Roeser
Vocals, Keyboards, Guitar – Eric Bloom
Der Melody Maker hatte die ersten beiden LPs von BOC vorgestellt, aber die tatsächliche Musik war
noch weitgehend an den potentiellen Hörern vorbei gegangen.
So war es die schon die 3. LP, mit der BOC plötzlich in europäischen Plattenläden auftauchten.
Aber was sah man da? Eine Me262 auf dem Cover. Also zweifellos eine Nazi-Band, die eine
Ideologie abfeierte, mit der man nie wieder etwas zu tun haben wollte.
Und natürlich, die Songtitel waren schon der beste Beweis:
Karriere Des Bösen; Untermensch; Dominanz Und Unterwerfung; Me262; Feige Schwachköpfe...
Vielleicht würde man noch irgendwo im Text die Holocaust-Leugnung finden.
Also; egal wie gut die Mucke sein mochte: Zum Teufel mit BOC!
Aber gemach, gemach: Bloom und Roeser... mindestens zwei jüdische Namen in der Besetzung.
Produziert und teils auch getextet von Krugman und Pearlman... zwei weiteren Juden, von denen
Pearlman dem MM-Leser schon als Rockjournalist umtriebiger Svengali bekannt war.
Aha! Da versuchte also wieder einmal ein Manager, ein Image für eine Band zu schaffen, um sie
interessant zu machen: finstere Gestalten, denen düstere, ja vielleicht sogar bösartige Gedanken im Kopf
herum spuken und die unheilvollen Geschäften nachgehen. Die Me262 auf dem LP-Cover zeigte kein
Hakenkreuz, sondern das griechische Symbol für CHAOS.
Und überhaupt: Secret Treaties... ja welche geheimen Verträge, vermutlich unheilvoll für uns alle,
waren denn da vereinbart worden?
Oh wie gerne sind die kleinen Schulmädels erschauert, und wie zustimmend hoben die bösen
Biker ihre Daumen... Was gibt es schöneres, als manipuliert zu werden.
Aber sehen wir einmal von Sandy Pearlman's dunklen und teils sehr kryptischen Texten ab, von denen
einige keinen wirklichen Sinn machen (sollten), dann war das, was aus den Rillen erklang, nicht wirklich
böse oder unheilvoll. Guter kräftiger Rock mit viel Melodie war das, mit bis zu drei (Lead-)gitarren und
einem kräftig vorantreibendem Rhythmus. Gelegentliche Keyboard-Tupfer waren dabei ganz gut zu
verkraften, weil sie den ohnehin schon vollen Klang noch runder machten.
Vorgetragen von einem Quintett, dem man ansah, daß sie viel lieber Gute Laune verbreiten wollten,
als ihnen aufoktroierte Chaos-Bösewichte darzustellen. Und selbst auf der Bühne... sie wollten einfach
eine runde Show abliefern und das gar noch lächelnd tun...
Schon Career Of Evil baut keineswegs eine dräuende Bedrohlichkeit auf, sondern ist einfach nur ein
absolut runder Rocksong: Intro, Melodieaufbau, Gitarrensoli und fertig. Tanzbar! Bleibt auf ewig im Kopf.
https://www.youtube.com/watch?v=fqjBFc39xl4
So gehts durchgehend weiter: Subhuman ist ein wenig verhaltener und (musikalisch) nachdenklicher,
aber nach dem 3., 4. Hören merkt man, daß es der stimmigste Anlauf zu den beiden nachfolgenden
Krachern ist:
Dominance And Submission und Me262. Es braust und tobt uns um die Ohren, die Melodien
gehen direkt ins Blut und die Gitarren nehmen immer wieder neue Anläufe.
Ok, die 'Dominance...' besteht wohl daraus, das 'Sie' oben sitzt und bei Me262 hören wir das Marschieren
(vermeintlicher) Nazistiefel und ein paar Luftschutzsirenen...
https://www.youtube.com/watch?v=6xpnyoAOTCo
https://www.youtube.com/watch?v=YrGfBnPRZCQ
Auch auf Seite 2 gelingt es Sandy nicht wirklich, uns mit seinen Texten bange zu machen. Wieder drängt
sich das Adjektiv 'rund' auf;
es rocken ab: die Feigen Schwachköpfen (Cagey Cretins) und der Harvester Of Eyes;
mit Flaming Telepaths wirds noch einmal etwas verhaltener (Zeit für ein weiteres Donald Roeser-Solo, aber
leider auch für ein paar Spritzer fiependes Synthiegematsche... die für mich einzige und zum Glück kurze
Schwachstelle des Albums).
Mit dem längsten Stück 'Astronomy' (6:30) endet es noch verhaltener, aber quasi schon episch. Man setzt
sich einfach hin und HÖRT ZU, wie da alle Instrumente aufs Beste zusammenfinden. Zum Melodiebogen
kann man auch hier wieder versichern: der bleibt im Kopf!
Also wäre dieses Werk auch ohne Pearlman's Svengali-Künste ein voller Erfolg geworden. Aber dennoch
und trotz seiner Versuche zur Imageschaffung..., er hat eine Band, die erst Soft White Underbelly (1 LP),
dann Stalk Forest Group (1 LP) hieß in die erste Liga gehievt. Mit 5 rundherum gelungenen Alben.
Immerhin!
Als das geschafft war, trennten sich die Wege.
BOC wurden später reich mit Werken, die ich nicht im Haus dulden würde, so voller Synthies sind sie.
Aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte.
1 Career Of Evil
2 Subhuman
3 Dominance And Submission
4 ME 262
5 Cagey Cretins
6 Harvester Of Eyes
7 Flaming Telepaths
8 Astronomy
Bass, Vocals – Joe Bouchard
Drums, Vocals – Albert Bouchard
Keyboards, Rhythm Guitar, Synthesizer – Allen Lanier
Lead Guitar, Vocals – Donald (Buck Dharma) Roeser
Vocals, Keyboards, Guitar – Eric Bloom