Ein Musiker, der mich nun schon viele Jahre begleitet und für mich nichts von seiner Faszination verloren hat, ist Gordon Lightfoot.
Auch wenn die großen Charterfolge in Deutschland ausblieben, zählt er doch zu den bekanntesten und bedeutendsten Singer-Songwritern seiner Zeit. Bob Dylan liebte seine Songs, und nicht wenige andere Musikergrößen hat er beeindruckt, beeinflusst und zu Coverversionen veranlasst.
Hits wie If You Could Read My Mind (1971), Sundown (1974) oder Carefree Highway (1974) kennt wohl jeder. Zu meinen persönlichen Lieblingssongs zählen mindestens auch Song For A Winter's Night (1967), Canadian Railroad Trilogy (1967), The Watchman‘s Gone (1974), Seven Island Suite (1974), The House You Live In (1976) und The Wreck Of The Edmund Fitzgerald (1976).
Gordon Lightfoot wurde am 17. November 1938 im kanadischen Orillia geboren. Schon früh singt er im Kirchenchor und bringt sich selbst Klavier und Gitarre bei. Nach der Schule geht er einige Jahre nach Amerika, um Musik zu studieren.
Er macht sich als Songschreiber für andere Musikergrößen einen Namen, bevor er anfängt seine Songs selbst zu spielen und zu singen.1966 erscheint sein Debüt "Lightfoot!" mit bereits vielen wundervollen Songs wie z.B. The Way I Feel, The First Time und Early Morning Rain. Aber erst 1970, mit seinem sechsten Studioalbum „Sit Down Young Stranger (If You Could Read My Mind)“, stellt sich der Erfolg ein. Die Single If you could read my Mind wird sein erster internationaler Hit.
Ab den 80ern wird es ruhiger um ihn. Alkohol- und Beziehungsprobleme machen ihm zu schaffen, 2002/2003 dann ein Bauchaorta-Aneurysma, später ein kleiner Schlaganfall. Auf der Bühne und im Studio bleibt er trotz alledem aktiv.
2010 melden kanadische Medien Gordon Lightfoots Tod. Wie sich herausstellt eine Falschmeldung, die Lightfoot höchstpersönlich mit einer Radiomeldung an sein Publikum korrigiert.
Erst 13 Jahre später, am 1. Mai 2023 verstirbt Gordon Lightfoot im Alter von 84 Jahren in einem Krankenhaus in Toronto.
GORDON LIGHTFOOT – Sundown – 1974
Dieses Album, das neunte in einer langen Reihe von Studioalben, belegte in Kanada sowie den Vereinigten Staaten Platz 1 der Charts. Es ist wohl Gordon Lightfoots kommerziell erfolgreichstes und markiert den Höhepunkt seiner Karriere.
Es wird eine Mischung aus überwiegend akustischer Folk-Country-Musik geboten, schnörkellos, ehrlich und eingängig, wobei letzteres sicher nicht für „langweilig“ steht. Viele der Songs verführen regelrecht zum Mitsingen. Sie werden unglaublich gefühlvoll vorgetragen, was sicher durch die wunderschöne Baritonstimme zusätzlich verstärkt wird. Ich finde, gerade hier, im perfekten Gesang, liegt auch die Stärke der Platte. Der Gesang und die Texte, die man vielleicht als das Herz seiner Musik bezeichnen kann, stehen immer im Vordergrund und werden sparsam bzw. zurückgenommen von den diversen Instrumenten begleitet.
Beim Eröffnungssong Somewhere U.S.A. kann man sich entspannt zurücklehnen, sei es auf einer Couch oder im Leihauto und gedanklich durch Amerika vagabundieren.
Mit dem flotteren High And Dry geht es für mich dann so richtig los. Eine schwungvolle Melodie und dazu ein Text, der mit Metaphern aus der Seefahrt auf eine stürmische Beziehung anspielt. Backgroundsängerin ist hier Cathy Smith, die uns später noch einmal in einem Song auf dem Album begegnen wird.
Mit Seven Island Suite folgt einer meiner Lieblingssongs. Ein großartiger Text, der Kritik am urbanen Leben übt und die Besinnung auf die Natur propagiert. Die Gegenüberstellung des hektischen Großstadtlebens einerseits mit einem naturverbundenen Leben andererseits findet sich in unterschiedlichen musikalischen Abschnitten wieder. Verschiedene Melodien, kurze Instrumentalteile - u.a. zaubert ein Moog-Synthesizer eine hektischen Stimmung - und Gesangsharmonien, die mich ganz entfernt an den Harmoniegesang von CSN oder America erinnern, unterstreichen und verstärken wunderbar den entsprechenden Text.
Mit Circle Of Steel folgt ein weiterer berührender Song. Die Melodie ist einfach und klingt fast wie ein harmloses Kinderlied. Durch den Einsatz von Blockflöte und Glockenspiel wird dies noch verstärkt. Man könnte auch denken, hier hören wir ein liebliches Weihnachtsliedchen, fallen doch auch entsprechende Begriffe (high windows flickerin’ down through the snow / a child is born / christmas dawns and the snow lets up). Aber weit gefehlt. Die Erzählung spielt in der Weihnachtszeit, wohl um das eigentliche Anliegen des Songs besonders krass hervorzuheben. Hier geht es um Armut, das Leben im Abseits und die Aussichtslosigkeit, diesem Leben zu entfliehen. Ein Kind ist geboren, ja – "allerdings in einem Sozialbau, in dem die Ratten herumrennen, als gehöre dieser Ort, in dem die Mutter die Flasche Gin kippt, bis sie leer ist, ihnen, ".
Is There Anyone Home wird durch das Bassintro, die rhythmischen Akustikgitarren und die durchweg präsente Percussion zu einem entspannten Song zum Zurücklehnen. Im Kontrast dazu steht der mysteriöse, düstere Text, der viel Raum für Interpretationen lässt.
The Watchman's Gone ist ein wunderbarer Song über das harte Leben eines Landstreichers, der dauernd auf der Hut vor dem Wachmann ist. Immer wieder versteht Gordon Lightfoot es, ernste, nachdenkliche und mit eindringlicher Stimme vorgetragene Texte mit wunderschönen Melodien zu verbinden. Hier sind es zudem die traumhaft schönen Streicherarrangements, die über allem zu schweben scheinen und dem Lied trotzdem nicht den ernst nehmen, es nicht kitschig wirken lassen.
"If you find me feedin' daisies
Please turn my face up to the sky
And leave me be
Watchin' the moon roll by
Whatever I was
You know it was all because
I've been on the town
Washin' the bullshit down"
.…das sind für mich Gänsehaut-Textzeilen.
Mit dem Titelsong Sundown folgt das einzige Lied dieses Albums, auf dem, wenn auch sparsam, eine elektrische Gitarre eingesetzt wird. Der Songaufbau ist denkbar einfach, trotzdem bleibt der eingängige Refrain im Kopf. Sundown schaffte es auch in die Country Billboard Charts, obwohl hier die Anleihen an dieses Genre nicht so deutlich sind wie z. B. bei Cold on the Shoulder (1975) oder beim wunderbaren Crossroads (1967).
Sundown ist ein Song über eine toxische Beziehung. Hier kommt nun wieder der Name Cathy Smith ins Spiel. Lightfoot wurde wohl durch sie zu diesem Song inspiriert. In den 70ern unterhielten die beiden eine turbulente, von Eifersucht und Gewalt geprägte Beziehung. Smith erlangte Anfang der 80er traurige Berühmtheit, als sie mit John Belushi liiert war. Dieser starb im März 1982. Wegen ihrer Rolle beim Tod des Komikers verbüßte sie eine 15-monatige Gefängnisstrafe, nachdem sie sich schuldig bekannt hatte, ihm einen tödlichen Cocktail von Heroin und Kokain injiziert zu haben.
Carefree Highway ist ein regelrechter Ohrwurm. Die Streicher im Hintergrund und das entspannte Gitarrenspiel machen das Ganze zu einem Wohlfühl-Track. Obwohl in dem Lied einer verlorenen Liebe nachgetrauert wird, vermittelt es doch ein Gefühl von Optimismus. Schließlich wartet der Highway, auf dem man sich sorglos davonschleichen kann.
Mit The List, einem Song, der nur so vor Optimismus und guter Laune sprüht und Too Late for Prayin', einer zarten, sentimentalen Ballade, bei deren ersten Takten ich immer an Elvis Presley denken muss, endet dieses hervorragende Album.
Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=bzA8DsunJTQ
Kanadas Premier Trudeau würdigte Gordon Lightfoot in einem Nachruf als jemanden, „der den Geist unseres Landes mit seiner Musik eingefangen und damit die Klanglandschaft Kanadas mitgeprägt hat“.
Für mich gehört er zu den „unsterblichen“ Musikern. Seine Musik ist unverwechselbar, voller Melodie und Harmonie, seine Texte poetisch und intelligent, seine Bariton-Stimme warm, unaufdringlich und angenehm.
Die Songs
Somewhere U.S.A. – 2:50
High and Dry – 2:12
Seven Island Suite – 6:00
Circle of Steel – 2:45
Is There Anyone Home – 3:15
The Watchman's Gone – 4:25
Sundown – 3:45
Carefree Highway – 3:45
The List – 3:00
Too Late for Prayin' – 4:15
Auch wenn die großen Charterfolge in Deutschland ausblieben, zählt er doch zu den bekanntesten und bedeutendsten Singer-Songwritern seiner Zeit. Bob Dylan liebte seine Songs, und nicht wenige andere Musikergrößen hat er beeindruckt, beeinflusst und zu Coverversionen veranlasst.
Hits wie If You Could Read My Mind (1971), Sundown (1974) oder Carefree Highway (1974) kennt wohl jeder. Zu meinen persönlichen Lieblingssongs zählen mindestens auch Song For A Winter's Night (1967), Canadian Railroad Trilogy (1967), The Watchman‘s Gone (1974), Seven Island Suite (1974), The House You Live In (1976) und The Wreck Of The Edmund Fitzgerald (1976).
Gordon Lightfoot wurde am 17. November 1938 im kanadischen Orillia geboren. Schon früh singt er im Kirchenchor und bringt sich selbst Klavier und Gitarre bei. Nach der Schule geht er einige Jahre nach Amerika, um Musik zu studieren.
Er macht sich als Songschreiber für andere Musikergrößen einen Namen, bevor er anfängt seine Songs selbst zu spielen und zu singen.1966 erscheint sein Debüt "Lightfoot!" mit bereits vielen wundervollen Songs wie z.B. The Way I Feel, The First Time und Early Morning Rain. Aber erst 1970, mit seinem sechsten Studioalbum „Sit Down Young Stranger (If You Could Read My Mind)“, stellt sich der Erfolg ein. Die Single If you could read my Mind wird sein erster internationaler Hit.
Ab den 80ern wird es ruhiger um ihn. Alkohol- und Beziehungsprobleme machen ihm zu schaffen, 2002/2003 dann ein Bauchaorta-Aneurysma, später ein kleiner Schlaganfall. Auf der Bühne und im Studio bleibt er trotz alledem aktiv.
2010 melden kanadische Medien Gordon Lightfoots Tod. Wie sich herausstellt eine Falschmeldung, die Lightfoot höchstpersönlich mit einer Radiomeldung an sein Publikum korrigiert.
Erst 13 Jahre später, am 1. Mai 2023 verstirbt Gordon Lightfoot im Alter von 84 Jahren in einem Krankenhaus in Toronto.
GORDON LIGHTFOOT – Sundown – 1974
Dieses Album, das neunte in einer langen Reihe von Studioalben, belegte in Kanada sowie den Vereinigten Staaten Platz 1 der Charts. Es ist wohl Gordon Lightfoots kommerziell erfolgreichstes und markiert den Höhepunkt seiner Karriere.
Es wird eine Mischung aus überwiegend akustischer Folk-Country-Musik geboten, schnörkellos, ehrlich und eingängig, wobei letzteres sicher nicht für „langweilig“ steht. Viele der Songs verführen regelrecht zum Mitsingen. Sie werden unglaublich gefühlvoll vorgetragen, was sicher durch die wunderschöne Baritonstimme zusätzlich verstärkt wird. Ich finde, gerade hier, im perfekten Gesang, liegt auch die Stärke der Platte. Der Gesang und die Texte, die man vielleicht als das Herz seiner Musik bezeichnen kann, stehen immer im Vordergrund und werden sparsam bzw. zurückgenommen von den diversen Instrumenten begleitet.
Beim Eröffnungssong Somewhere U.S.A. kann man sich entspannt zurücklehnen, sei es auf einer Couch oder im Leihauto und gedanklich durch Amerika vagabundieren.
Mit dem flotteren High And Dry geht es für mich dann so richtig los. Eine schwungvolle Melodie und dazu ein Text, der mit Metaphern aus der Seefahrt auf eine stürmische Beziehung anspielt. Backgroundsängerin ist hier Cathy Smith, die uns später noch einmal in einem Song auf dem Album begegnen wird.
Mit Seven Island Suite folgt einer meiner Lieblingssongs. Ein großartiger Text, der Kritik am urbanen Leben übt und die Besinnung auf die Natur propagiert. Die Gegenüberstellung des hektischen Großstadtlebens einerseits mit einem naturverbundenen Leben andererseits findet sich in unterschiedlichen musikalischen Abschnitten wieder. Verschiedene Melodien, kurze Instrumentalteile - u.a. zaubert ein Moog-Synthesizer eine hektischen Stimmung - und Gesangsharmonien, die mich ganz entfernt an den Harmoniegesang von CSN oder America erinnern, unterstreichen und verstärken wunderbar den entsprechenden Text.
Mit Circle Of Steel folgt ein weiterer berührender Song. Die Melodie ist einfach und klingt fast wie ein harmloses Kinderlied. Durch den Einsatz von Blockflöte und Glockenspiel wird dies noch verstärkt. Man könnte auch denken, hier hören wir ein liebliches Weihnachtsliedchen, fallen doch auch entsprechende Begriffe (high windows flickerin’ down through the snow / a child is born / christmas dawns and the snow lets up). Aber weit gefehlt. Die Erzählung spielt in der Weihnachtszeit, wohl um das eigentliche Anliegen des Songs besonders krass hervorzuheben. Hier geht es um Armut, das Leben im Abseits und die Aussichtslosigkeit, diesem Leben zu entfliehen. Ein Kind ist geboren, ja – "allerdings in einem Sozialbau, in dem die Ratten herumrennen, als gehöre dieser Ort, in dem die Mutter die Flasche Gin kippt, bis sie leer ist, ihnen, ".
Is There Anyone Home wird durch das Bassintro, die rhythmischen Akustikgitarren und die durchweg präsente Percussion zu einem entspannten Song zum Zurücklehnen. Im Kontrast dazu steht der mysteriöse, düstere Text, der viel Raum für Interpretationen lässt.
The Watchman's Gone ist ein wunderbarer Song über das harte Leben eines Landstreichers, der dauernd auf der Hut vor dem Wachmann ist. Immer wieder versteht Gordon Lightfoot es, ernste, nachdenkliche und mit eindringlicher Stimme vorgetragene Texte mit wunderschönen Melodien zu verbinden. Hier sind es zudem die traumhaft schönen Streicherarrangements, die über allem zu schweben scheinen und dem Lied trotzdem nicht den ernst nehmen, es nicht kitschig wirken lassen.
"If you find me feedin' daisies
Please turn my face up to the sky
And leave me be
Watchin' the moon roll by
Whatever I was
You know it was all because
I've been on the town
Washin' the bullshit down"
.…das sind für mich Gänsehaut-Textzeilen.
Mit dem Titelsong Sundown folgt das einzige Lied dieses Albums, auf dem, wenn auch sparsam, eine elektrische Gitarre eingesetzt wird. Der Songaufbau ist denkbar einfach, trotzdem bleibt der eingängige Refrain im Kopf. Sundown schaffte es auch in die Country Billboard Charts, obwohl hier die Anleihen an dieses Genre nicht so deutlich sind wie z. B. bei Cold on the Shoulder (1975) oder beim wunderbaren Crossroads (1967).
Sundown ist ein Song über eine toxische Beziehung. Hier kommt nun wieder der Name Cathy Smith ins Spiel. Lightfoot wurde wohl durch sie zu diesem Song inspiriert. In den 70ern unterhielten die beiden eine turbulente, von Eifersucht und Gewalt geprägte Beziehung. Smith erlangte Anfang der 80er traurige Berühmtheit, als sie mit John Belushi liiert war. Dieser starb im März 1982. Wegen ihrer Rolle beim Tod des Komikers verbüßte sie eine 15-monatige Gefängnisstrafe, nachdem sie sich schuldig bekannt hatte, ihm einen tödlichen Cocktail von Heroin und Kokain injiziert zu haben.
Carefree Highway ist ein regelrechter Ohrwurm. Die Streicher im Hintergrund und das entspannte Gitarrenspiel machen das Ganze zu einem Wohlfühl-Track. Obwohl in dem Lied einer verlorenen Liebe nachgetrauert wird, vermittelt es doch ein Gefühl von Optimismus. Schließlich wartet der Highway, auf dem man sich sorglos davonschleichen kann.
Mit The List, einem Song, der nur so vor Optimismus und guter Laune sprüht und Too Late for Prayin', einer zarten, sentimentalen Ballade, bei deren ersten Takten ich immer an Elvis Presley denken muss, endet dieses hervorragende Album.
Eingebettetes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=bzA8DsunJTQ
Kanadas Premier Trudeau würdigte Gordon Lightfoot in einem Nachruf als jemanden, „der den Geist unseres Landes mit seiner Musik eingefangen und damit die Klanglandschaft Kanadas mitgeprägt hat“.
Für mich gehört er zu den „unsterblichen“ Musikern. Seine Musik ist unverwechselbar, voller Melodie und Harmonie, seine Texte poetisch und intelligent, seine Bariton-Stimme warm, unaufdringlich und angenehm.
Die Songs
Somewhere U.S.A. – 2:50
High and Dry – 2:12
Seven Island Suite – 6:00
Circle of Steel – 2:45
Is There Anyone Home – 3:15
The Watchman's Gone – 4:25
Sundown – 3:45
Carefree Highway – 3:45
The List – 3:00
Too Late for Prayin' – 4:15