
Band: The Analogues
Location: Grugahalle Essen
Datum: 29.04.2022
Delegation vom Zirkus: Stattmeister mit Familie
Vorbemerkung: mein zweites Konzert nach der Corona-Zwangspause und es fühlt sich wieder gut an Live dabei zu sein

Zum ersten Mal hörte ich von „The Analogues“ auf dem Bouletten-Treffen 2019 in der „Stiege“. Ex-Artist Ernst-August, bekennender Beatles-Fan, berichtete begeistert von dieser Cover-Gruppe, die, so hatte er gehört, wohl von Paul McCartney als einzig wahre Cover-Band akzeptiert wird. Mehrmals schon hatte er sie live gesehen und meinte damals: „wenn man die Augen schließt glaubt man, John, Paul, George und Ringo stehen wahrhaftig auf der Bühne“.
Natürlich fragt sich jeder: brauchte die Welt 2015, das Jahr in dem sich „The Analogues“ gründeten, eine weitere Tribute-Band? Aber die Mannen um Initiator Fred Gehring, seines Zeichen im übrigen ehemaliger CEO von Tommy Hilfiger, wollten von Anfang an alles andere sein als eine typische Tribute-Band. Ihre Mission: diese kultigen, nie gespielten Beatles-Alben live zu spielen. Unverfälscht, eins nach dem anderen. Keine Perücken, keine Kostüme, aber eine obsessive Aufmerksamkeit für authentische musikalische Details, mit den gleichen Vintage-Instrumenten, Verstärkern, Sounds, Live-Streichern und Bläsern.
Das Gespräch in der Kreuzberger Kneipe war danach Veranlassung mich mit der Gruppe mal näher zu beschäftigen. Für 2020 waren auch bereits erste Konzert-Termine in Deutschland angekündigt. Nachdem man zuletzt das komplette „White-Album“ auf die Bühne gebracht hatte, stand nunmehr „Abbey Road“ auf dem Plan. Da ich kurz zuvor die zum 50jährigen Jubiläum des Albums erschienene remasterte LP erworben hatte, die mich unheimlich begeistert hatte, stand schnell der Entschluss fest: die Band schaust du dir mal näher an. Gesagt, getan, kurze Zeit später landeten zwei Karten für den 07. Oktober 2020 in meinem Briefkasten. Corona sei Dank fiel dieser Termin natürlich aus und auch der Ersatztermin in 2021 wurde hinfällig. Dann erfolgte eine erneute Terminbestätigung für den 01. April 2022. Doch einen Tag vorher erhielt ich eine Mail mit der Mitteilung, dass bedauerlicherweise zwei Bandmitglieder an Grippe erkrankt seien und eine erneute Verlegung notwendig sei. Zum Glück fand man sehr kurzfristig einen Alternativtermin und so klappte es dann am 29.April tatsächlich mit dem Konzertbesuch. Kurzfristig bekundete dann auch unser Sohn (der die hier eingestellten Fotos geschossen hat) noch Interesse uns zu begleiten. Und so ging es dann am Freitag zeitig von Köln aus mit der RE 1 und der U 11 zum Messegelände in Essen.
Ursprünglich sollte das Konzert in 2020 im Colosseum Theater in Essen stattfinden, wurde dann aber in die Grugahalle verlegt. Hier hatte ich 1982, also vor 40 Jahren, mein erstes Konzert im zarten Alter von 18 (das waren Ritchie Blackmore's "Rainbow") besucht. Danach war ich tatsächlich nicht mehr in der Gruga, daher kamen natürlich zusätzlich nostalgische Gefühle auf.

Wie zu erwarten, war die Halle nur zu etwa drei Viertel gefüllt, was aber auf der Tribüne dazu führte, dass man viel Bewegungsfreiheit hatte und seinen ursprünglichen Sitzplatz sogar noch upgraden konnte.
Und recht pünktlich, um kurz nach Acht, startete die Band dann in die Umsetzung von „Abbey Road”. Absicht der Analogues ist es, sich der Atmosphäre im Aufnahmestudio 1969 anzunähern, um der damaligen Realität so nahe wie möglich zu kommen. Und das gelang ihnen aus meiner Sicht perfekt. Schon der Einstieg „Come Together“ erzeugte Gänsehaut, der Klang der originalen Instrumente und die perfekte Soundabmischung, selten habe ich in einer Mehrzweckhalle einen derart transparenten Sound erlebt, trugen maßgeblich dazu bei.

Die Musiker beherrschen verschiedene Instrumente und wechseln dieses je nach Anforderung des Songs
Die Band vertritt die Auffassung, dass man einen echten, authentischen Sound nicht mit digitalen Abkürzungen erreichen kann. Daher verwenden sie dieselben Instrumente, die die Beatles nach 1967 benutzt haben. So gehört u. a. zum Equipment eine Epiphone Casino genauso wie eine Fender Stratocaster Sonic Blue oder die Lowrey Heritage Deluxe.
Aber nicht nur bei der Auswahl der Instrumente achten die Niederländer auf alle möglichen Details, sondern auch eigentlich als Kleinigkeit erscheinende Dinge sind ihnen wichtig. So wurde beispielsweise bei „Maxwell’s Silver Hammer“ ein Hammer samt Amboss auf die Bühne geholt um damit das Stück adäquat, wie in der Albumfassung, begleiten zu können.
Der erste Konzertteil bestand also aus dem kompletten „Abbey Road“-Album, selbstverständlich wurde die Reihenfolge der Stücke exakt eingehalten. Aufgrund der Komplexität des Albums verzichtete die Band auf die sonst üblichen begleitenden Erklärungen, die sie zu den einzelnen Instrumenten und Hintergründen der Lieder üblicherweise geben. Diese erfolgten dann im zweiten Teil des Sets. Und dabei waren durchaus interessante Details dabei. Diese mögen für Beatles-Aficionados wahrscheinlich geläufig sein, für mich hatten sie größtenteils jedoch Neuigkeitswert. So war mir nicht bekannt, dass das letzte Stück was die Beatles aufgenommen haben „I’m me mine“ (von der „Let it be“) war, welches seinerzeit bereits ohne John eingespielt wurde. Auch war das auf dem gleichen Album vorhandene „One After 909“ der erste Song den John geschrieben hatte und das bereits 1957. In den 60ern existierten wohl einige Rohfassungen, auf ein reguläres Album hatte es der Song bis zu „Let it be“ aber nie geschafft.
Wahre Begeisterungsstürme löste in Set 2 dann unter anderem „Across the universe“ aus – nach Meinung der Analogues der beste Song den John je geschrieben hat.
Im zweiten Teil des Konzertes, welches erst um 22.40 Uhr enden sollte, gab es dann einen Querschnitt aus besagtem „Let it be“ und dem „White Album“ sowie „Sgt. Pepper“. In Summe kamen wir so in den Genuss von 36 Beatles-Songs. Dabei waren dann auch Stücke die in den 60ern nicht auf den vorderen Chartplätzen landeten, wie „Taxman“, „Good morning Good morning“ oder „Helter Skelter“, welches in einer sehr heavy rockenden Version daherkam.
Nach einem würdigen Finale mit dem unverwüstlichen „Let it be“ ließen sich die Analogues nicht lange bitten und servierten noch drei Zugaben wobei das rotzig gespielte „Revolution“ nicht nur die Band, sondern auch das Publikum (das Parkett hatte mittlerweile verhalten zu tanzen begonnen) schweißgebadet in eine angenehme Aprilnacht entließ.

Nach der Pause wechselten sowohl das Bühnenbild als auch der Dresscode der Musiker

Das funkige "Got to get you into my life" wird gekonnt von der Bläserfraktion unterstützt


Bei Let it be kommt natürlich auch der Flügel zum Einsatz

Die Band nimmt die absolut verdienten Standing ovations entgegen

Abgang nach einem schweißtreibenden 120 Minuten Konzert
Set 1:
Come Together
Something
Maxwell's Silver Hammer
Oh! Darling
I Want You (She's So Heavy)
Here Comes the Sun
Because
You Never Give Me Your Money
Sun King
Mean Mr. Mustard
Polythene Pam
She Came In Through The Bathroom Window
Golden Slumbers
Carry That Weight
The End
Her Majesty
Set 2:
I Me Mine
Taxman
Eleanor Rigby
Got to Get You Into My Life
Penny Lane
Strawberry Fields Forever
Good Morning Good Morning
Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band (Reprise)
While My Guitar Gently Weeps
Ob-La-Di, Ob-La-Da
Helter Skelter
Across the Universe
One After 909
Get Back
A Day in the Life
Let It Be
Zugaben:
The Ballad of John and Yoko
Hey Bulldog
Revolution
The Analogues sind:
Bart van Poppel – bass, keys, vocals
Felix Maginn – guitar, vocals
Fred Gehring – drums, vocals
Diederik Nomden – keys, guitarss, vocals
Jac Bico – guitars, vocals
Guest vocals
Jan van der Meij
Merijn van Haaren

Der Analog-Truck vor der Grugahalle