Italienische Schlager oder Popmusik hatten hier in Deutschland in den 70er Jahren wohl ihre Hochzeit. Namen wie Celentano, Tozzi, Zucchero, Dalla oder Ramazotti waren hier landauf, landab weitestgehend bekannt. Während in Italien ein Künstler zu den Superstars gehörte, wurde die Erwähnung dessen Namens hier meist mit Schulterzucken beantwortet: Lucio Battisti.
Stille Wasser sind tief, sagt man. Kann man dies auch von diesem sanft ausschauenden Künstler behaupten, der ausschaut, als könne er keiner Fliege etwas zuleide tun? Tatsache ist, dass er wohl zu den recht unbequemen Künstlern in Bella Italia gehörte. Von den Fans verehrt, von der Presse oft verrissen, verwehrte er sich immer mehr der Öffentlichkeit und vor allem den Schreiberlingen. Es wird berichtet, dass einmal Journalisten in Battistis Krankenhauszimmer eindrangen, um zu fotografieren, woraufhin er sie mit Gewalt verjagte und sich über vier Tage lang mit seiner Familie in der Klinik verschanzte. Interviews gab er fast gar keine mehr.
(siehe auch den ausführlichen Artikel auf wikipedia)
Mit Battisti werden gemeinhin anspruchsvollere, gefällige Songs in dessen Landessprache verbunden. Hierzulande dürfte er einen großen Bekanntheitsgrad mit seinem Hit Ancora Tu erlangt haben, durch den auch ich auf ihn aufmerksam wurde. Lief er doch in dessen Erscheinungsjahr fast pünktlich jeden morgen auf WDR2 im Autoradio, während ich auf dem Weg zur Arbeit war.
Ob es einer gewissen Rebellion Battistis zu verdanken war, dass er auch ein (moderates) Progressive-Album veröffentlichte, ist mir gänzlich unbekannt. Tatsache ist, dass es im Vergleich zu seinen anderen Veröffentlichungen aus dem Rahmen fällt. Top oder Flop, das wird jeder Hörer nur für sich selber entscheiden können. Also, wie klang das Album? Let's Go, ...auf geht's!
Lucio Battisti - Anima latina |1974
Den Einflüssen einer Südamerikareise ist wohl die Entstehung dieses Albums zu verdanken. Gemeinsam mit seinem langjährigen Partner Mogul (siehe auch ---> PMF - Per Un Amico auf den BBS) entstand dieses Album im Jahr 1974. Es war ein für dieses Gespann völlig untypisches Album und zählte wider Erwarten zu einem der erfolgreichsten Alben Battistis. Den Text zum Titelsong Anima latina zählt Mogul seinen eigenen Aussagen nach zu seinen besten Schöpfungen. Musikalisch erwartet den Hörer hier eine wahre Fülle an Instrumenten: Percussion, Congas, Blechbläser, Keyboard, Klavier, Flöte oder Gitarre uvm. Diese rahmen die meist verhalten-dünne, aber schöne und interessante Stimme Battistis wunderbar ein.
Anima Latina
Manchmal bin ich mir gar nicht sicher, ob es sich hier tatsächlich um ein Progalbum, wie es meist zu lesen ist, oder um ein einfach schönes, nicht in eine Schublade wollendes Werk handelt. Allein der Opener lässt mich immer wieder zweifeln: beginnt er zunächst mit leisem, schwebendem Keyboardteppich, begleitet von Bläsern und rhythmisch geschlagenen Drums und eingerahmt von Battistis zarter Stimme, bricht er plötzlich fast experimentell auf, um langsam wieder in sanftem Fahrwasser auszuklingen.
Abbracciala abbracciali abbracciati
Eine oft orchestrale Anmutung durchzieht das komplette Album. Mag manch ein Musikfreund Battistis Stimme als zu dünn oder nicht ausdrucksstark betrachten - ich liebe diese leicht Melancholie, die in seinem Gesang mitschwingt. Sie ist für mich einfach das Tüpfelchen auf dem i, die den Instrumenten nicht die Show stiehlt, aber dennoch absolut präsent ist, manchmal selbst als Instrument dient. Ein weiteres schönes Beispiel hierfür gibt der Titel Anonimo wieder:
Anonimo
Die elf Songs des Albums gehen alle nahtlos ineinander über, sodass der Eindruck eines Konzeptalbums entstehen kann. Hierfür spricht auch die Tatsache, dass einige musikalische Themen immer wieder aufgegriffen werden, dass der Synthisizer oft nicht nur einen schönen Hintergrund-Klangteppich bildet, sondern auch ab und an die Führung in einem Song übernimmt. Sei's drum, ich verstehe kein Wort dieses Albums. Dies aber ist auch völlig egal - es ist einfach ein schönes, abwechslungsreiches Werk. Wunderbar instrumentiert und eingerahmt von Battistis unverwechselbarer Stimme.
Starten die meisten der Lieder meist sehr zurückhaltend, fast poppig, so lohnt es sich doch sehr, den Songs ein paar Sekunden zu geben. Geduld ist also gefragt, bis sich die Augenbrauen leicht anerkennend ein wenig in die Höhe bewegen. "Anima Latina" führte Battisti auf andere musikalische Pfade. Es war ein zukunftsorientiertes Album, weg von dem damals fast üblichen italienischen Schmuse-Popsound. Am deutlichsten wird dies möglicherweise auf Macchina del tempo deutlich, einem Song voller Wendungen und Brüchen und unterschiedlichen Stilarten.
Macchina del tempo
Battisti wurde nur 55 Jahre alt. Er starb am 9. September 1998 in Mailand.
Battisti im Web: Eine sehr umfangreiche Würdigung findet Lucio Battisti auf der wikipedia-Seite. Hier sind nicht nur viele Sachinformationen, sondern auch persönliche Informationen über den Künstler zu finden. Ergänzt wird dies durch eine ausführliche Discografie
wikipedia
Stille Wasser sind tief, sagt man. Kann man dies auch von diesem sanft ausschauenden Künstler behaupten, der ausschaut, als könne er keiner Fliege etwas zuleide tun? Tatsache ist, dass er wohl zu den recht unbequemen Künstlern in Bella Italia gehörte. Von den Fans verehrt, von der Presse oft verrissen, verwehrte er sich immer mehr der Öffentlichkeit und vor allem den Schreiberlingen. Es wird berichtet, dass einmal Journalisten in Battistis Krankenhauszimmer eindrangen, um zu fotografieren, woraufhin er sie mit Gewalt verjagte und sich über vier Tage lang mit seiner Familie in der Klinik verschanzte. Interviews gab er fast gar keine mehr.
(siehe auch den ausführlichen Artikel auf wikipedia)
Mit Battisti werden gemeinhin anspruchsvollere, gefällige Songs in dessen Landessprache verbunden. Hierzulande dürfte er einen großen Bekanntheitsgrad mit seinem Hit Ancora Tu erlangt haben, durch den auch ich auf ihn aufmerksam wurde. Lief er doch in dessen Erscheinungsjahr fast pünktlich jeden morgen auf WDR2 im Autoradio, während ich auf dem Weg zur Arbeit war.
Ob es einer gewissen Rebellion Battistis zu verdanken war, dass er auch ein (moderates) Progressive-Album veröffentlichte, ist mir gänzlich unbekannt. Tatsache ist, dass es im Vergleich zu seinen anderen Veröffentlichungen aus dem Rahmen fällt. Top oder Flop, das wird jeder Hörer nur für sich selber entscheiden können. Also, wie klang das Album? Let's Go, ...auf geht's!
Lucio Battisti - Anima latina |1974
Den Einflüssen einer Südamerikareise ist wohl die Entstehung dieses Albums zu verdanken. Gemeinsam mit seinem langjährigen Partner Mogul (siehe auch ---> PMF - Per Un Amico auf den BBS) entstand dieses Album im Jahr 1974. Es war ein für dieses Gespann völlig untypisches Album und zählte wider Erwarten zu einem der erfolgreichsten Alben Battistis. Den Text zum Titelsong Anima latina zählt Mogul seinen eigenen Aussagen nach zu seinen besten Schöpfungen. Musikalisch erwartet den Hörer hier eine wahre Fülle an Instrumenten: Percussion, Congas, Blechbläser, Keyboard, Klavier, Flöte oder Gitarre uvm. Diese rahmen die meist verhalten-dünne, aber schöne und interessante Stimme Battistis wunderbar ein.
Anima Latina
Manchmal bin ich mir gar nicht sicher, ob es sich hier tatsächlich um ein Progalbum, wie es meist zu lesen ist, oder um ein einfach schönes, nicht in eine Schublade wollendes Werk handelt. Allein der Opener lässt mich immer wieder zweifeln: beginnt er zunächst mit leisem, schwebendem Keyboardteppich, begleitet von Bläsern und rhythmisch geschlagenen Drums und eingerahmt von Battistis zarter Stimme, bricht er plötzlich fast experimentell auf, um langsam wieder in sanftem Fahrwasser auszuklingen.
Abbracciala abbracciali abbracciati
Eine oft orchestrale Anmutung durchzieht das komplette Album. Mag manch ein Musikfreund Battistis Stimme als zu dünn oder nicht ausdrucksstark betrachten - ich liebe diese leicht Melancholie, die in seinem Gesang mitschwingt. Sie ist für mich einfach das Tüpfelchen auf dem i, die den Instrumenten nicht die Show stiehlt, aber dennoch absolut präsent ist, manchmal selbst als Instrument dient. Ein weiteres schönes Beispiel hierfür gibt der Titel Anonimo wieder:
Anonimo
Die elf Songs des Albums gehen alle nahtlos ineinander über, sodass der Eindruck eines Konzeptalbums entstehen kann. Hierfür spricht auch die Tatsache, dass einige musikalische Themen immer wieder aufgegriffen werden, dass der Synthisizer oft nicht nur einen schönen Hintergrund-Klangteppich bildet, sondern auch ab und an die Führung in einem Song übernimmt. Sei's drum, ich verstehe kein Wort dieses Albums. Dies aber ist auch völlig egal - es ist einfach ein schönes, abwechslungsreiches Werk. Wunderbar instrumentiert und eingerahmt von Battistis unverwechselbarer Stimme.
Starten die meisten der Lieder meist sehr zurückhaltend, fast poppig, so lohnt es sich doch sehr, den Songs ein paar Sekunden zu geben. Geduld ist also gefragt, bis sich die Augenbrauen leicht anerkennend ein wenig in die Höhe bewegen. "Anima Latina" führte Battisti auf andere musikalische Pfade. Es war ein zukunftsorientiertes Album, weg von dem damals fast üblichen italienischen Schmuse-Popsound. Am deutlichsten wird dies möglicherweise auf Macchina del tempo deutlich, einem Song voller Wendungen und Brüchen und unterschiedlichen Stilarten.
Macchina del tempo
Battisti wurde nur 55 Jahre alt. Er starb am 9. September 1998 in Mailand.
Battisti im Web: Eine sehr umfangreiche Würdigung findet Lucio Battisti auf der wikipedia-Seite. Hier sind nicht nur viele Sachinformationen, sondern auch persönliche Informationen über den Künstler zu finden. Ergänzt wird dies durch eine ausführliche Discografie
wikipedia