Genre: Americana - Alt.Country

 
YETI
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Genre: Americana - Alt.Country

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Gepostet: 19.08.2014 - 18:20 Uhr  ·  #1
Der Begriff "Americana" stammt aus der Volkskunde und bezeichnet Klischees der amerikanischen Alltagskultur.
Als Musikgenre kam der Ausdruck erst in den 90ern auf und wurde in Europa geprägt, da er in den USA eigentlich negativ besetzt ist.
Synonym zu den gesellschaftlichen Vorstellungen wird Americana, zusammenfassend, als Sammelbegriff auf die Musiktraditionen der USA [Folk-, Blues- und Countrymusik] angewandt.
Eine genaue Definition für Americana gibt es allerdings nicht.

1990 veröffentlichte die Band Uncle Tupelo (später Wilco) ihr Debut No Depression, wonach 1995 eine Zeitschrift benannt wurde.
Diese Zeitschrift trug den Titel No Depression -The Alternative Country (whatever that is)-
Somit kam auch der Begriff "Alternative Country" auf.
Alle Bands und Interpreten welche in dieser Zeitschrift Erwähnung fanden, wurden auch unter Americana oder Alt. Country geführt.
Schnell kamen weitere Begriffe auf, die im wesentlichen das gleiche aussagten: Insurgent Country, nodepression, Roots Music, New Twang, Punkgrass, lo-fi-Country, New Grass, Gothic Country, White Trash Parody etc.
In CD-Läden stand das alles allerdings unter Alternative Rock / Indie bevor eigene Fächer eingerichtet wurden.

Natürlich gab es auch hier Vorläufer und Gründerväter >>> Johnny Cash, Woody Guthrie, The Carter Family, Willie Nelson, Hank Williams, Bob Wills, Jimmie Rogers, A. P. Carter, Bill Monroe uvm.

Ganz klar ist The Band und Bob Dylan mit den Basement Tapes (die aber erst später veröffentlicht wurden) zu nennen.
The Charlatans, Buffalo Springfield, die Byrds mit Sweetheart..., Moby Grape (8:05), Beau Brummles mit Bradley's Barn, The Flying Burrito Brothers und und und.



Wichtig ist allerdings die strikte Trennung zum megaerfolgreichen US-Schlager-Country aus Nashville.
Die meisten Americana-Bands haben eine Punk-Indie-Rock Vergangenheit!

Neben der gewöhnlichen Rockband-Besetzung [Drums, Bass, Git, Tasten] wurden traditionelle Instrumente in das musikalische Konzept integriert:
Banjo, Mandolin, Fiddle, Harmonica, Acoustic Guitar, Pedal Steel Guitar.....

Zu den Schrittmachern zählen Jason & the Scorchers, Long Ryders, Uncle Tupelo, The Jayhawks, Whiskeytown, Lambchop und wer noch alles????

badger
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Gepostet: 19.08.2014 - 21:11 Uhr  ·  #2
wunderschöne musik, die ich sehr liebe, die aber für mich erst mit Uncle Tupelo beginnt.
sie ist eben auch an ein ganz bestimmtes zeitgefühl und eine spezielle epoche geknüpft.

Uncle Tupelo waren okay, aber gelegentlich etwas zu lärmend, bei Wilco habe ich zweimal
das konzert verlassen, weil mich wüste lärmeinlagen krank machten, deshalb sind
meine lieblingsgruppen ganz woanders zu finden;

z.b. Bottle Rockets, Blood Orange, Gear Daddies, Mark Olson & Creekdippers, Ryan Adams,
Blackie & Rodeo Kings, Blue Mountain, Rich Hopkins, Greyhound Soul, Jayhawks,
Jr. Gone Wild, Silos, Whiskeytown, Lucinda Williams und ganz besonders
die Skydiggers oder Cash Brothers aus Canada.

irgendwie gehören Reckless Kelly oder Cross Canadian Ragweed auch mit dazu.
xanadu
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Re: Genre: Americana - Alt.Country

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Gepostet: 19.08.2014 - 23:47 Uhr  ·  #3
Das einzige was ich hier habe, aber dafür mag ich die Band sehr ist

The Jayhawks

Habe von der Band einige Scheiben daheim. Obwohl die Hollywood Town Hall die beste ist.
Mit Marc Olson waren sie noch traditioneller,
später wurde es rockiger.
YETI
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Re: Genre: Americana - Alt.Country

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Gepostet: 20.08.2014 - 00:00 Uhr  ·  #4
eine Abgrenzung ab 1990 ist sicher sinnvoll, da diese Musiker-Generation auch einige Neuerungen mit einbrachte.
1992 stieß ich durch einen Review auf die Jayhawks, bis heute ist Hollywood Town Hall meine Nummer eins.
Durch den deutschen Rolling Stone wurde ich ab Mitte der 90er dann regelmäßig mit ähnlichen erdigen Scheiben, durch Reviews, versorgt.
Lambchop - I Hope You're Sitting Down
16 Horsepower - Sackcloth 'N' Ashes
Steve Earle - I Feel Alright
Lucinda Williams - Car Wheels on a Gravel Road usw.
In den CD Läden waren bis zum Durchbruch von Whiskytown/Ryan Adams und Wilco diese Scheiben alle unter Independent oder Alternativ Rock sortiert.
Erst dann setzte sich der Begriff Americana als Marke überall durch, wobei viele den Begriff auch bis in die 60er ausdehnen.
Wilco würde ich allerdings nicht unter Americana führen, da sie sich viel zu weit von Uncle Tupelo weg entwickelt haben und ihre Musik kaum noch traditionelle Elemente enthält.
Diese Tradition führte eigentlich Son Volt fort.
Ähnlich lief es bei den Jayhawks, die sich nach Tomorrow the Green Grass und dem Weggang von Mark Olsen an ein breiteres Publikum orientierten.
Eine weitere großartige Band sind, für mich, die Beachwood Sparks die mit ihren drei grandiosen Alben Gram Parsons "Cosmic American Music" fortsetzen.
Ja nun, es gibt da wirklich viele fantastische Bands, da werde ich heute Nacht nicht mehr fertig. :whistle:
sunny
 
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Re: Genre: Americana - Alt.Country

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Gepostet: 20.08.2014 - 22:04 Uhr  ·  #5
danke für die Vorstellung, einiges habe ich auch. :D
Rainer The Mage
 
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Re: Genre: Americana - Alt.Country

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Gepostet: 23.08.2014 - 14:45 Uhr  ·  #6
Interessantes Thema, leider haben es einige neue Bands wie die Jayhawks, Wilco und Uncle Tupelo schwer, weil sie nicht restlos überzeugen konnten, bisher. Die Mischung aus Country/Americana und dann eben diese noisigeren Passagen sind einfach noch recht gewöhnungsbedürftig.
badger
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Re: Genre: Americana - Alt.Country

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Gepostet: 24.08.2014 - 11:38 Uhr  ·  #7
Zitat geschrieben von Rainer The Mage

Interessantes Thema, leider haben es einige neue Bands wie die Jayhawks, Wilco und Uncle Tupelo schwer, weil sie nicht restlos überzeugen konnten, bisher. Die Mischung aus Country/Americana und dann eben diese noisigeren Passagen sind einfach noch recht gewöhnungsbedürftig.


Wilco und Uncle Tupelo sind meines wissens die einzigen, die diese lärmattacken in die
ansonsten sanfte americana integrierten. nun gehören Uncle Tupelo zwar zum rüstzeug
jeder americana-sammlung, aber da gab es noch viele interessantere bands, die auf
einer ganz anderen ebene operierten.

meine lieblings-americana-scheiben (und ich hab ein paar hundert davon) sind midtempo
und randvoll mit melodien und emotionen. das ist keine musik, die man mit anderen hört;
die muß man alleine genießen, damit sie richtig wirkt.

(fast) alles was rang und namen in diesem genre hatte, ist hier ab den späten 80ern
über GLITTERHOUSE, TAXIM und MUSIC NETWORK propagiert worden, denn dort waren
leute, die mit herz und seele hinter der musik standen.
sunny
 
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Re: Genre: Americana - Alt.Country

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Gepostet: 15.12.2016 - 19:04 Uhr  ·  #8
freaksound
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Re: Genre: Americana - Alt.Country

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Gepostet: 16.12.2016 - 11:56 Uhr  ·  #9
Zitat geschrieben von badger

.................................(fast) alles was rang und namen in diesem genre hatte,
ist hier ab den späten 80ern über GLITTERHOUSE, TAXIM und MUSIC NETWORK propagiert
worden, denn dort waren leute, die mit herz und seele hinter der musik standen.


da weckst du tolle Erinnerungen bei mir. Begonnen als kleiner Mailorder mit Fanzine
dann bald darauf Deutschlandvertrieb für SST und Amphetamine Reptile und erste
Eigenveröffentlichungen..
Davon müßte ich noch ein par gaaanz frühe Single von Bands wie Monstermagnet,
Crawlspace oder Clawhammer haben. Wunderbarer Krach der mir damals voll reinlief!
Ich glaube aber Konsensfähig wurde Glitterhouse erst in den frühen 90ern.
Wenn man von den Walkabouts absieht, dürfte die Americana-Schiene erst so ab mitte 90
bei Glitterhouse bestimmend geworden sein da hab ich sie dann auch so langsam aus den Augen verloren)
Ungeachtet der musikalischen Präferenzen bin ich aber so was von bei dir :
leute, die mit herz und seele hinter der musik standen
badger
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Re: Genre: Americana - Alt.Country

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Gepostet: 16.12.2016 - 12:59 Uhr  ·  #10
Zitat geschrieben von freaksound

Zitat geschrieben von badger

.................................(fast) alles was rang und namen in diesem genre hatte,
ist hier ab den späten 80ern über GLITTERHOUSE, TAXIM und MUSIC NETWORK propagiert
worden, denn dort waren leute, die mit herz und seele hinter der musik standen.


da weckst du tolle Erinnerungen bei mir. Begonnen als kleiner Mailorder mit Fanzine
dann bald darauf Deutschlandvertrieb für SST und Amphetamine Reptile und erste
Eigenveröffentlichungen..
Davon müßte ich noch ein par gaaanz frühe Single von Bands wie Monstermagnet,
Crawlspace oder Clawhammer haben. Wunderbarer Krach der mir damals voll reinlief!
Ich glaube aber Konsensfähig wurde Glitterhouse erst in den frühen 90ern.
Wenn man von den Walkabouts absieht, dürfte die Americana-Schiene erst so ab mitte 90
bei Glitterhouse bestimmend geworden sein da hab ich sie dann auch so langsam aus den Augen verloren)
Ungeachtet der musikalischen Präferenzen bin ich aber so was von bei dir :
leute, die mit herz und seele hinter der musik standen


wir sind ja wirklich an einigen stellen verwandte seelen; Glitterhouse habe ich genau so erlebt,
wie du es beschreibst; SST, Amph Rep / Sup Pop und eigenveröffentlichungen.

los ging das ja erst einmal mit der Neo Garage der mittleren 80er; diese szene wäre ohne
Glitterhouse wohl nicht möglich gewesen (Declaration Of Fuzz war neben Battle Of The
Garages der erste sampler mit neuem zeugs). und als dann die allseits geliebten Miracle
Workers von Neo Garage zu Stooges-artigem getöse wechselten, gingen Glitterhouse den
weg gleich mit.
ich denke, daß es schließlich nur logisch war, auch den schritt vom Grunge und artverwandtem
zu Americana/Roots mitzumachen.
erst die Screaming Tress oder Soundgarden auflegen und dann schon die Bottle Rockets
oder Skydiggers hinter dem rücken versteckt bereitzuhalten.

übrigens: die Miracle Workers gingen ja leider den letzten schritt zur americana nicht mit,
aber es gab eine band, die das getan hat: Social Distortion.
möchte fast wetten, daß du die auch magst
badMoon
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Re: Genre: Americana - Alt.Country

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Gepostet: 20.06.2019 - 17:05 Uhr  ·  #11
Frischluft ist angesagt. Dieser interessante und informative Beitrag dümpelt schon zu lange im Keller 8)
radiot
 
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Re: Genre: Americana - Alt.Country

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Gepostet: 05.07.2019 - 10:56 Uhr  ·  #12
Siehe dazu auch die MINT Titelstory (MINT Nr.28, 05/19) "Vinyl auf dem Land - Plattengeschichten aus der Provinz", hier der Bericht "Smells like green spirit" über Glitterhouse in Beverungen.

radiot grüßt! 8)
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