SUN RA – Visionär oder Scharlatan?
Geboren als Herman Sonny Blount am 22.5.1914 in Birmingham, Alabama,
gestorben am 30.5.1993, relativiert durch eigene Angaben Ra’s, wonach er von einem anderem Planeten stammen sollte. (vielleicht vom Saturn? Denn so nannte er sein eigenes Plattenlabel)
Auf die Frage eines Journalisten, wieso er von einem anderen Planeten stamme, wo doch eine Geburtsurkunde mit Geburtsort in Alabama existiere, soll Ra nur knapp geantwortet haben, ab der Journalist denn nicht den bekannten Jazzstandard „Stars fell on Alabama“ kenne....
So war er wohl zeit seines Lebens, geheimnisumrankt und undurchsichtig.
Dabei begann seine irdische Laufbahn relativ normal, indem er in den 40ern als Arrangeur und Pianist für den berühmten Bandleader Fletcher Henderson tätig war. Bereits in den 30ern leitete Ra eine eigene Band. Durch die Arbeit mit Henderson lernte er das Handwerk des Arrangierens für eine Big Band insofern „von der Pike auf“.
Dieses sollte ihm später zugute kommen, denn bis auf einige wenige Ausnahmen arbeitete er stets mit einer großen Besetzung. Etwa 1953 begann diese eigene Laufbahn dann endgültig mit Veröffentlichung eigener Platten. Angelehnt war die Musik noch sehr an den Bop, allerdings bereits mit unkonventionellen Arrangements angereichert und vor allem durch die Benutzung einfacher Billig-Keyboards, die er auf effektvolle Weise einsetzte.
Ebenfalls ergänzte er den Sound des Arkestras nach und nach um folkloristische Einflüsse anderer Kulturen.(insbesondere die ägyptische Mythologie – siehe auch seine Namensgebung – griff er immer wieder auf) und setzte frühzeitig Elemente des Free Jazz ein. Diese freie Gestaltung des Spieles entwickelte sich bis in die 70er Jahre ständig weiter.
Hinzu kam, dass die Live-Konzerte oft einem wilden Spektakel glichen. Die Musiker erschienen allesamt in fantasievolle Gewänder gekleidet auf der Bühne, auch hier wieder an die ägyptische Mythologie angelehnt in Verbindung mit fantasievoller Science Fiction. So wurden die Auftritte oft zu wahren „happenings“. Afrikanische Tänzer und Trommler bewegten sich zwischen starren Glitzergestalten und erzeugten einen wahren Rausch für die Sinne, zusammen mit der perfekt dazu eingesetzten Musik. Mittendrin Sun Ra an seinem Keyboardarsenal, Hammondorgel(hier : space organ), später Synthesizer, Akustikklavier. Von hier dirigierte der Meister seine Truppe wie ein Zirkusdirektor und setzte zwischendurch immer wieder selbst zu schrägen Soli an.
Stars dieser Show waren die hervorragenden Saxophonisten John Gilmore am Tenor(der eine Solokarriere zugunsten der lebenslangen Mitarbeit mit Sun Ra aufgab) und Marshall Allen am Alt. June Tyson als Sängerin begleitete die Truppe auch jahrelang recht erfolgreich. Mitten im Trubel stand Ra oft auf und zeigte nach oben gen Himmel und alle zusammen skandierten laut und ständig wiederholend : „Space is the place“ oder andere Songtitel....
In seinen letzten Lebensjahren widmete sich Sun Ra wieder verstärkt den Big Band- Arrangements, wie er sie schon bei Fletcher Henderson schrieb. Hierbei nahm er sich auch vieler Klassiker der Jazzgeschichte an und verarbeitete sie auf seine Weise.
Seine Musik zu hören, ist sicher nicht immer sehr einfach, da sie von üblichen Norman abweicht.
Sperrig, immer wieder voller Überraschungen, gibt sie jedoch den Weg frei für ein offenes Hörvergnügen, dass in der Jazzgeschichte seinesgleichen sucht....
So ist es auch nicht gerade ganz einfach, Plattenempfehlungen auszusprechen.
Unabhängig von meinen subjektiven Vorlieben habe ich daher nachstehend versucht, einige Veröffentlichungen zu empfehlen, die stellvertretend für verschiedene Richtungen und Perioden seines Schaffens stehen.
Jazz in Silhouette (1958)
The futuristic sounds of Sun Ra (1961)
The heliocentric worlds of Sun Ra, Vol. 1 (1965)
Atlantis(1967)
Space is the place (1972)
Lanquidity ( 1978), hier eine Platte, die Ra mit leichten Funkeinflüssen zeigt, einmal ganz anders!
Nuclear war (1982)
Blue delight (1988) vielleicht eine der zugänglichsten Veröffentlichungen
Mayan temples (1990) ein hervorragendes reifes Spätwerk!
Live at the Hackney Empire( erschienen 2000)
Interessant für den Sammler dürfte dann noch sein: “The Singles”, eine Doppel-CD, auf der alle die auf dem eigenen Label SATURN veröffentlichten Singles enthalten sind, teilweise auch zusammen mit Blues – und R&B-Musikern. Ein wahres Schatzkästlein!
Wolfgang
:shock:
Geboren als Herman Sonny Blount am 22.5.1914 in Birmingham, Alabama,
gestorben am 30.5.1993, relativiert durch eigene Angaben Ra’s, wonach er von einem anderem Planeten stammen sollte. (vielleicht vom Saturn? Denn so nannte er sein eigenes Plattenlabel)
Auf die Frage eines Journalisten, wieso er von einem anderen Planeten stamme, wo doch eine Geburtsurkunde mit Geburtsort in Alabama existiere, soll Ra nur knapp geantwortet haben, ab der Journalist denn nicht den bekannten Jazzstandard „Stars fell on Alabama“ kenne....
So war er wohl zeit seines Lebens, geheimnisumrankt und undurchsichtig.
Dabei begann seine irdische Laufbahn relativ normal, indem er in den 40ern als Arrangeur und Pianist für den berühmten Bandleader Fletcher Henderson tätig war. Bereits in den 30ern leitete Ra eine eigene Band. Durch die Arbeit mit Henderson lernte er das Handwerk des Arrangierens für eine Big Band insofern „von der Pike auf“.
Dieses sollte ihm später zugute kommen, denn bis auf einige wenige Ausnahmen arbeitete er stets mit einer großen Besetzung. Etwa 1953 begann diese eigene Laufbahn dann endgültig mit Veröffentlichung eigener Platten. Angelehnt war die Musik noch sehr an den Bop, allerdings bereits mit unkonventionellen Arrangements angereichert und vor allem durch die Benutzung einfacher Billig-Keyboards, die er auf effektvolle Weise einsetzte.
Ebenfalls ergänzte er den Sound des Arkestras nach und nach um folkloristische Einflüsse anderer Kulturen.(insbesondere die ägyptische Mythologie – siehe auch seine Namensgebung – griff er immer wieder auf) und setzte frühzeitig Elemente des Free Jazz ein. Diese freie Gestaltung des Spieles entwickelte sich bis in die 70er Jahre ständig weiter.
Hinzu kam, dass die Live-Konzerte oft einem wilden Spektakel glichen. Die Musiker erschienen allesamt in fantasievolle Gewänder gekleidet auf der Bühne, auch hier wieder an die ägyptische Mythologie angelehnt in Verbindung mit fantasievoller Science Fiction. So wurden die Auftritte oft zu wahren „happenings“. Afrikanische Tänzer und Trommler bewegten sich zwischen starren Glitzergestalten und erzeugten einen wahren Rausch für die Sinne, zusammen mit der perfekt dazu eingesetzten Musik. Mittendrin Sun Ra an seinem Keyboardarsenal, Hammondorgel(hier : space organ), später Synthesizer, Akustikklavier. Von hier dirigierte der Meister seine Truppe wie ein Zirkusdirektor und setzte zwischendurch immer wieder selbst zu schrägen Soli an.
Stars dieser Show waren die hervorragenden Saxophonisten John Gilmore am Tenor(der eine Solokarriere zugunsten der lebenslangen Mitarbeit mit Sun Ra aufgab) und Marshall Allen am Alt. June Tyson als Sängerin begleitete die Truppe auch jahrelang recht erfolgreich. Mitten im Trubel stand Ra oft auf und zeigte nach oben gen Himmel und alle zusammen skandierten laut und ständig wiederholend : „Space is the place“ oder andere Songtitel....
In seinen letzten Lebensjahren widmete sich Sun Ra wieder verstärkt den Big Band- Arrangements, wie er sie schon bei Fletcher Henderson schrieb. Hierbei nahm er sich auch vieler Klassiker der Jazzgeschichte an und verarbeitete sie auf seine Weise.
Seine Musik zu hören, ist sicher nicht immer sehr einfach, da sie von üblichen Norman abweicht.
Sperrig, immer wieder voller Überraschungen, gibt sie jedoch den Weg frei für ein offenes Hörvergnügen, dass in der Jazzgeschichte seinesgleichen sucht....
So ist es auch nicht gerade ganz einfach, Plattenempfehlungen auszusprechen.
Unabhängig von meinen subjektiven Vorlieben habe ich daher nachstehend versucht, einige Veröffentlichungen zu empfehlen, die stellvertretend für verschiedene Richtungen und Perioden seines Schaffens stehen.
Jazz in Silhouette (1958)
The futuristic sounds of Sun Ra (1961)
The heliocentric worlds of Sun Ra, Vol. 1 (1965)
Atlantis(1967)
Space is the place (1972)
Lanquidity ( 1978), hier eine Platte, die Ra mit leichten Funkeinflüssen zeigt, einmal ganz anders!
Nuclear war (1982)
Blue delight (1988) vielleicht eine der zugänglichsten Veröffentlichungen
Mayan temples (1990) ein hervorragendes reifes Spätwerk!
Live at the Hackney Empire( erschienen 2000)
Interessant für den Sammler dürfte dann noch sein: “The Singles”, eine Doppel-CD, auf der alle die auf dem eigenen Label SATURN veröffentlichten Singles enthalten sind, teilweise auch zusammen mit Blues – und R&B-Musikern. Ein wahres Schatzkästlein!
Wolfgang
:shock: