Höstsonaten - Autumnsymphony | Italien 2005

 
badMoon
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Höstsonaten - Autumnsymphony | Italien 2005

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Gepostet: 26.09.2020 - 19:42 Uhr  ·  #1
Acht Jahre ist es her, dass ich hier im Forum das Album ---> Höstsonaten - The Rime of the Ancient Mariner vorstellte. Während mir damals die Sonne auf die Haut schien, ist nunmehr nicht nur der Herbst eingekehrt - auch das Wetter ist regnerisch und herbstlich. So bietet sich die Gelegenheit, ein weiteres Album dieser italienischen Formation vorzustellen. Was eignet sich besser, als sich die Herbstsymphony vorzuknöpfen? Also, los geht's mit der obligatorischen Urlaubs-Albenbesprechung zum Herbstbeginn!



Höstsonaten - Autumnsymphony | Italien / 2005 | Prog, Instrumental, Jazzrock | 41:40 Minuten

Autumnsymphony ist das zweite Album des Jahreszeitenzyklus von Fabio Zuffanti, dem musikalischen Tausendsassa, der hinter dem Projekt Höstsonaten steht. Wie von Zauberhand zieht hier im Allgäu, während ich die Herbstsymphonie höre, gerade heftig der Herbst ein. So fällt es nicht schwer, sich in die Musik, in die passenden Töne zum herbstlichen Wetter, hineinzufinden.

Leise Becken- und Trommelschläge, gezupfte Kontrabasslinien und Synthieklänge leiten mit Open Windows to Autumn den nahenden Herbst ein. Eine jazzige Trompete gesellt sich hinzu und sorgt für eine herbstliche, leicht kühle Stimmung. Nach und nach füllt sich der Instrumentenreigen, Melancholisch drängelt sich das Mellotron immer wieder in den Vordergrund, scheinbar um den Sommer zu verabschieden.

Open Windows to Autumn

Orchestral, leicht jazzig bis rockig wird der Herbst mit diesem Opener eingeläutet. Meist jedoch geht es, fast skandinavisch-kühl, progressiv-rockig weiter durch die Herbstlandschaft. Wechselhaft wie diese Jahreszeit sind auch die Songs. Elegische, weit ausufernde Gitarrensoli zeugen von den Stürmen dieser Jahreszeit, beruhigend und dezent, manchmal spielerisch, deutet das Klavier die von den Bäumen fallenden Blätter an. Mitten in eine Herbstdepression wird durch die klagende Geige am Ende des Stückes Out of Water versetzt. Bevor diese jedoch völlig gefangen nimmt, naht Rettung durch die aufmunternden Klänge des Nightswan I. Fast beschwingt geht es über in Nightswan II, eine Querflöte sorgt hier für emotionale Höhenflüge, die den Herbst fast vergessen lassen. Ein tolles Gitarrensolo, begleitet von dem erstklassigen Schlagzeug und tiefen Bassklängen sorgen für Wohlgefühl.

Nightswan I | Nigtswan II

In Gänze, trotz immer wieder aufkommer positiven Stimmung, bleibt das Werk in sich jedoch recht melancholisch. Der Herbstblues macht sich breit. Besonders der Titel As the Night Gives Birth to the Morning sorgt hier für dieses sich fast verloren vorkommende Gefühl, wenn wehklagend die Trompete beginnt und die Melancholie durch den schwebenden Synthieteppich, abgrundtiefe Mollklänge und den weinenden Dudelsack sowie weit im Hintergrund zu hörenden klagenden, lautmalerischen Gesang unterstützt wird.

As the Night Gives Birth to the Morning

Mit Riesenschritten marschiert in den letzten drei Minuten des Schlusssongs Autumns Last Breath unaufhaltsam und düster der Winter ein und vertreibt die letzten Anzeichen des Herbstes. Der abschließende Beckenschlag, die wenigen letzten Klavieranschläge machen endgültig klar, wer jetzt das Zepter in der Hand hat: zieht euch warm an, der Winter ist da!

Autumn's last breath / The gates of winter

Mit "Autumnsymphonie" holen wir uns ein Album voller Poesie, mit unterschiedlichsten Stimmungen und einer unglaublichen Vielzahl an Instrumenten in die Stube. Es zündet(e) nicht sofort - zumindest nicht bei mir. Tatsächlich brauchte es einige Hördurchgänge, um richtig zu gefallen. Wenn es aber gezündet hat, könnte es zum Dauerbrenner werden. Zumindest in der herbstlichen Jahreszeit könnte und sollte es des Öfteren den Weg in den Player oder auf den Teller finden.

[Die Songs]

01 - Open Windows to Autumn
02 - Out Of Water
03 - Nightswan I
04 - Nightswan II
04 As the Night Gives Birth to the Morning
05 - Trees in November
06 - Elegy
07 - Autumns Last Breath / The Gates of Winter

[Die Verpackung]

Die CD wird in einem sehr schönen, stabilen Digipack geliefert. Dieses kann, wie eine LP, aufgeklappt werden. Die CD selber ist, ebenfalls wie bei einer LP, in einem separaten Schuber untergebracht, sodass sie ohne Angst vor Beschädigungen entnommen werden kann. Ein aufwändig gestaltetes, sehr geschmackvoll gestaltetes Booklet lässt letztendlich alle Herzen höher schlagen. Top gemacht, das sollte als Blaupause für alle Digipack-Hersteller dienen!

[Die Besetzung]

Fabio Zuffanti: Bass guitar, bass pedals, acoustic & electric guitar, fender rhodes, mellotron, minimoog | Federico Foglia: Drums | Pietro Martinelli: Double bass | Carlo Barreca: Stick | Giacomo Villa: Cello | Osvaldo Loi: Viola, violin | Marco Moro: Flute, piccolo | Andrea Benassi: Oboe | Michele Bernabei: Trumpet | Edmondo Romano: Sax, bagpipe | Robbo Vigo: Grand piano, koto, special effects | Matteo Nahum: Classical & lead electric guitars | Simona Angioloni: Voice

[Im Web]

Homepage Hostsonaten
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auf den Babyblauen Seiten

Rezension "The Rime of the Ancient Mariner" im Musikzirkus




Was für ein Zufall! Während Autumns Last Breath auf dem Album ohne Gnade den Winter hereinziehen lässt, klopft dieser im Allgäu schon heftig an der Tür. Erste Schneefälle, die auf den Bergspitzen bereits liegenbleiben, haben über Nacht dafür gesorgt, dass der Morgen mit leichtem Staunen begann.



Was liegt näher, als sich ein weiteres Album aus dem Jahreszeitenzyklus vorzunehmen? "Winterthrough" spinzt bereits um die Ecke...
nixe
 
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Re: Höstsonaten - Autumnsymphony | Italien 2005

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Gepostet: 26.09.2020 - 20:08 Uhr  ·  #2
OK, 'ne Rezi hatte ich von der Band nicht gemacht, aber es hat sich auch niemand für diese Band interessiert, wenn ich sie brätzelte.
Nun gut, jetzt müßte es ja klappen, das man von denen Notiz nimmt?
Außer die sametitled sind sie hier!
Floyd Pink
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Re: Höstsonaten - Autumnsymphony | Italien 2005

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Gepostet: 27.09.2020 - 03:20 Uhr  ·  #3
Klingt interessant. Muss allerdings erst Mal den überganglosen Wechsel von Sommer auf Winter (hier Schnee ab 1000 Metern, also Kniebis, unser "Hausberg") verkraften.
xanadu
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Re: Höstsonaten - Autumnsymphony | Italien 2005

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Gepostet: 28.09.2020 - 21:02 Uhr  ·  #4
Danke dir badMoon für diese einfühlsame herbstliche Besprechung. Gut das ich den Holzofen schon angeschürt habe. 😛
Die Musik muss 8ch mir noch anhören, aber nur dein Worte zu dem Album macht sehr neugierig.
Dankeschön ✌
holger_fischer
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Re: Höstsonaten - Autumnsymphony | Italien 2005

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Gepostet: 29.09.2020 - 11:30 Uhr  ·  #5
Danke für die Rezi, Wolfgang. Mal wieder sehr ausführlich und nachvollziehbar. Beim Lesen ahnte ich deshalb schon, was auf mich zukam. Ich habe mir das vorgestern und noch einmal gestern angehört. Aber es geht nicht (du hast es vorher gewusst). Auf Streicher kann ich nur ganz selten und die Trompete trug mich zu Grabe. So gesehen ist die Musik natürlich sehr effektiv im Auslösen von Gefühlen. Aber für mich sind es die falschen (Traurigkeit, Depression, Tod).
Tom Cody
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Re: Höstsonaten - Autumnsymphony | Italien 2005

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Gepostet: 29.09.2020 - 16:41 Uhr  ·  #6
Wolfgang, wieder einmal eine detaillierte und höchst gelungene Vorstellung! Vielen Dank dafür :-D !

Wenn ich jedoch Oboe, Trumpet und Sax lese, weiß ich definitiv, daß es nichts für den alten Cody ist. Da helfen auch die besten Hörproben nichts..... :lol:
badMoon
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Re: Höstsonaten - Autumnsymphony | Italien 2005

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Gepostet: 29.09.2020 - 20:29 Uhr  ·  #7
@Holger Fischer, @Tom Cody,

vielleicht ahnt ihr bereits, dass ich bei euren Antworten leicht schmunzeln musste. Mittlerweile scheinen wir uns recht gut zu kennen :*
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