Rick Estrin & The Nightcats – Contemporary

Yeah – dieser Blues ist in der Tat sehr "Contemporary", und dabei noch macht es noch Spaß, zuzuhören.

 
firebyrd
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Rick Estrin & The Nightcats – Contemporary

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Gepostet: 21.10.2019 - 19:27 Uhr  ·  #1
Rick Estrin & The Nightcats – Contemporary

Der US-amerikanische Sänger und Mundharmonikaspieler Rick Estrin wurde 1949 in Los Angeles geboren. Im Alter von 20 in Chicago zugezogen, eröffnete sich ihm die dortige Blues-Szene, und es kam zu wichtigen Zusammenarbeiten mit Muddy Waters, Buddy Guy, Eddie Taylor, Sam Lay, John Littlejohn, Luther Tucker und Johnny Young. Alle diese hochkarätigen Blueser haben einen wichtigen Einfluss auf Estrin gehabt und so manche Spur hinterlassen. Dennoch hat sich der Künstler mittlerweile sehr individuell und eigenwillig entwickelt.

Und genau das kann man auf seiner aktuellen Platte, "Contemporary", auch nachvollziehen, denn die Musik klingt durchaus dem Titel entsprechend, zeitgemäß, jedoch nicht, ohne alle Einflüsse und Entwicklungen außer Acht zu lassen. Zu dieser Entwicklung zählte sicher auch die 1976 zusammen mit dem Gitarristen Little Charlie Baty gegründete Band Little Charlie & The Nightcats, die später in Rick Estrin & The Nightcats umbenannt wurde. Und so existiert sie noch heute.

Kennzeichnend für den Sound der Band sind verschiedene Elemente, basierend auf dem Chicago Blues wurden Rhythm & Blues, Jump Blues, West Coast Blues, Rock und mitunter gar Spuren von Surfmusik oder Rhythmik aus dem harten Funk einbezogen und sorgten im Zuge der langen Entwicklungsgeschichte für diesen recht einzigartigen Sound, der sogar vor Assoziationen zu Frank Zappa nicht Halt macht, hierzu verweise ich auf den Titelsong, #3.

Noch immer mitprägendes Bandmitglied ist der seinerzeit für Little Charlie Baty eingesprungene Kid Andersen, der diese Platte auch zusammen mit Estrin produziert hat. Der Start mit “I’m Running“ ist bereits sehr ungewöhnlich für eine Bluesplatte, das klingt doch fast wie eine Mischung aus “Ghost Riders In The Sky“ gekoppelt mit Musik, die aus einem Film von Tarantino stammen könnte, die Gitarre klingt nach Surf, sehr mysteriös, dieser Auftakt, und genau solche Arrangements sind es, die das Besondere dieser Platte ausmachen, Estrin hat es vollends verstanden, seine ganz eigene Duftmarke zu produzieren, grandios im Übrigen, wie es dann nach fast 2 Minuten abhebt und der Mann ein Solo auf der Harp aus dem Ärmel schüttelt, dass eine satte Verneigung vor Little Walter sein dürfte. Kurios, plötzlich klingelt ein Wecker, das ist in der Tat recht irre, man muss das einfach gehört haben, es macht Spaß, auch wenn Estrin dann am Hecheln ist, schließlich ist er wohl dabei, vor irgendetwas fortzurennen. Aber das scheint misslungen, der langgezogene Harpton zum Schluss, der abrupt endet, klingt, als würde jemand in der Notaufnahmestation des Krankenhauses sein Leben ausgehaucht haben, sehr makaber…

Und so ist es wichtig, jedem einzelnen Song uneingeschränkte Aufmerksamkeit zu schenken, denn an Nuancen reich ist jeder einzelne Track, und dazu trägt entscheidend auch die enorm flexibel aufspielende Band bei, die ihren Chef stets tatkräftig, leidenschaftlich und einfallsreich unterstützt. Allen voran der hervorragende Gitarrist Andersen, der viele Stile beherrscht und eine tragende Säule darstellt neben dem engagierten Harp-Spiel von Estrin. Yeah – dieser Blues ist in der Tat sehr "Contemporary", und dabei noch macht es noch Spaß, zuzuhören.

Rick Estrin (lead vocals, harmonica)
Lorenzo Farrell (organ and piano)
Kid Andersen (guitar, bass - #1, upright bass - #4, 7, 11, 12, percussion - #2, 7), Moog, synths and drum machine - #3, background vocals - #2 ,3 ,5, sound effects - #1)
Derrick D’Mar Martin (drums - #2, 3 ,5 ,6 ,7 ,9, background vocals - #2,5, percussion - #7,10, rap - #3)
Alex Pettersen (drums - #1, 3, 4, 8, 10, 11,12)
Quantae Johnson (bass - #2, 3,5 ,6 ,8 ,9 ,10, background vocals - #2,5)
Lisa Leuschner Andersen (background vocals - #3)
Jim Pugh (organ - #6)
The Sons Of The Soul Revivers: James, Walter and Dwayne Morgan (background vocals - #2, 7)

1 I'm Running (4:06)
2 Resentment File (5:19)
3 Contemporary (4:55)
4 She Nuts Up (4:20)
5 New Shape (Remembering Junior Parker) (4:42)
6 House Of Grease (5:31)
7 Root Of All Evil (4:12)
8 The Main Event (4:25)
9 Cupcakin' (4:06)
10 New Year's Eve (3:35)
11 Nothing But Love (3:03)
12 Bo Dee's Bounce (2:39)

https://rickestrin.com/

badger
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Re: Rick Estrin & The Nightcats – Contemporary

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Gepostet: 21.10.2019 - 21:44 Uhr  ·  #2
im brezel hatte ich dich gebeten, etwas mehr über diese cd zu erzählen, weil ich diesen beitrag
hier übersehen hatte. das, was ich gewünscht hatte, liegt also schon vor.

und es ist ein hervorragender beitrag, dem ich alles wissenswerte entnehmen kann.
Estrin elektrisiert mich immer wieder. hab ihn ein paarmal live gesehen; auch noch mit
Little Charlie und er ist ein wahrer entertainer und obendrein ein hervorragender sänger
und harpspieler! sagen wir mal, ein zweiter Kim Wilson; dabei will ich keinen der beiden
vorziehen.

daß der alte charmeur und ladies-man nun auch schon die 70 erreicht hat, war mir auch
neu. hoffentlich macht er noch mal 70....

also danke für diesen tip.
die cd hatte ich innerhalb von zwei minuten nach dem lesen im brezel bestellt! :-P
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